710 leer hinten zu leicht?

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Friese
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710 leer hinten zu leicht?

Beitrag von Friese »

Hallo,

war mit meinem 710M mit festen Hardtop mal im Gelände.
Der Wagen ist original, hinten zwei Federn, leer.
Mit ist im Gelände aufgefallen, dass das Fahrzeug trotz Allrad schon bei leichten Unebenheiten bzw. Verschränkungen schon arge Probleme mit dem Vortrieb hat.
Ich hab zigmal geschaut, ob der Allrad auch drin ist, war er auch.
Mußte dann des öfteren mit Sperre die Hindernisse bewältigen.

Ein vergleichbarer Volvo C303 mit Allrad kam da deutlich weiter bzw. war im reinen Allradmodus deutlich entspannter zu fahren.
Ich gehe daher davon aus, das kann bei meinem Fahrzeug nicht normal sein.
Die Räder sind auch hinten nicht ganz parallel zur Straße sondern rein optisch schon etwas zu weit ausgefedert.

Daher hätte ich an die Pinzgauerprofis ein paar Fragen.

1) Hinterachse: Wo ist das Fangband angebracht und wo der Stoßdämpfer? Also was kommt vor die Achse und was hintern die Achse.

2) Gab es verschiedene Federkombinationen?
Ich würde den Pinzgauer gerne etwas "flexibler" an der Hinterachse machen

3) Hat Jemand schon mal eine komplette Feder hinten rausgenommen?

Wie habt ihr das gelöst, sofern ihr Probleme hattet?
Danke im voraus für die Antworten

Gruß Claas
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Gregorix
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Re: 710 leer hinten zu leicht?

Beitrag von Gregorix »

Im Prinzip ist das normal,
der Pinzgauer ist als LKW für eine sehr hohe Nutzlast im Vergleich zum Eigenegewicht ausgelegt. (Besonders als 710M)
Da die Nutzlast hauptsächlich auf die Hinterachse wirkt, ist diese leer viel zu leicht, bzw. die Federung viel zu stark.
Die Diesel 4x4 haben daher hinten auch Luftfedern, um die Federrate dem Gewicht anpassen zu können. War halt in den 60ern noch nicht so leicht um zu setzen.
Wenn man immer leer fährt, kann man hinten eine Feder heraus nehmen. Allerdings ist dann fast keine Nutzlastreserve für die Hinterachse vorhanden.
Besser ist es, ggf eine Balastgewicht nach hinten zu geben, oder die Federn generell gegen solche mit einer, für deine Nutzung passenderen (weicherer) Kennung aus zu tauschen.
Beim Volvo ist die Gewichtsverteilung des Leerfahrzeuges gleichmäßiger, dafür haben die ein schlechteres Nutzlastverhältnis.
Der Pinzgauer ist aber so konstruiert, dass die Sperren eher rasch gebrauch werden, es dafür mit den Sperren dann extrem weiter geht.
(Durch das entstehende Drehmoment der Portal-Pendelachse "stellt sich der Pinzgauer eher auf" und hebt ein Rad, als dass er "auf den Bauch fällt", wenn ein Rad in einem Loch steht (wie es starrachs Autos eher tun). Mir fehlen die Worte, mit denen ich das besser beschreiben kann, was ich meine.
Ist eine grundsätzlicher Unterschied im Fahrverhalten zwischen Einzelradaufhängung und Starrachse bei diagoalen Verwerfungen.
Einzelradautos bewegen die Karosserie dabei viel stärker, als Starrachsautos. Durch die Pendelachse ist das beim Pinzgauer nicht so schlimm, wie bei modernen SUV, aber es bleibt trotzdem eine Einzelradaufhängung.
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Warum nur einen Pinzi, wenn man um´s doppelte Geld auch zwei haben kann...

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Friese
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Re: 710 leer hinten zu leicht?

Beitrag von Friese »

Hallo,

besten Dank für die Infos. Das deckt sich völlig mit meiner Meinung bzw. mit den Erfahrungen.
Dieser Pinz soll tatsächlich nciht mehr als Lastentier herhalten müssen.
Daher werd ich mir mal über die Federrate und Federweg hinten etwas Gedanken machen.

Gibht es eine sehr weiche Feder die passt oder hat Jemand praktische Erfahrungen mit nur einer Feder hinten?
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Stef@n
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Re: 710 leer hinten zu leicht?

Beitrag von Stef@n »

Ich denke, mit einer Feder wirds komfortabler. Viel mehr Vortrieb schaut dabei aber aufgrund der immer noch gleichen Achslast nicht raus.
Gruß

Stefan
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Norbert
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Re: 710 leer hinten zu leicht?

Beitrag von Norbert »

Friese hat geschrieben: Do Nov 15, 2018 10:24 Wie habt ihr das gelöst, sofern ihr Probleme hattet?
Danke im voraus für die Antworten
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P.S. Schon steile Bergabfahrten getestet? :roll:
Liebe Grüße aus der Heimat
Norbert
Mastino
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Re: 710 leer hinten zu leicht?

Beitrag von Mastino »

Theoretisch Luftfederung sollte mehr Spaß beim fahren bringen. Ist vielleicht nicht so zuverlässig aber meistens nutzen wir den Pinz als Spaßmobil - also sollte passen. Und es gibt neues Feature um zu spielen :D Es sind viele aftermarket Luftfederung kits. Ich habe damals recherchiert und bin zum Ergebnis gekommen das Air Lift Performance 3H die besten sind. Kosten in Deutschland 1700€, dazu brauch man Kompressor, Druckluftbehälter, Luftfeder. Also alles ungefähr 2500€ für alle 4 Räder. Dann kann man nicht nur Gesamthöhe einstellen, sondern auch jede Achse oder sogar jeden Rad einzeln. Der hat sogar Möglichkeit automatisch den Drück in Federn zu steuern, wenn der Pinz zum Beispiel mit einem Rad auf einem Bordstein steht, wird die Feder nach oben gehen und die anderen 3 nach unten. So wird der Pinz gerade stehen. Wenn man alles richtig macht, bleibt alles original, und beim Wunsch alles zurück zu bauen wird kein Problem.
Friese
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Re: 710 leer hinten zu leicht?

Beitrag von Friese »

Norbert hat geschrieben: Do Nov 15, 2018 12:13
Friese hat geschrieben: Do Nov 15, 2018 10:24 Wie habt ihr das gelöst, sofern ihr Probleme hattet?
Danke im voraus für die Antworten
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P.S. Schon steile Bergabfahrten getestet? :roll:
Den 6x6 hab ich schon als Volvo.... läuft natürlich top mit der Boogie Achse hinten :-)
Friese
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Re: 710 leer hinten zu leicht?

Beitrag von Friese »

Mastino hat geschrieben: Do Nov 15, 2018 13:08 Theoretisch Luftfederung sollte mehr Spaß beim fahren bringen. Ist vielleicht nicht so zuverlässig aber meistens nutzen wir den Pinz als Spaßmobil - also sollte passen. Und es gibt neues Feature um zu spielen :D Es sind viele aftermarket Luftfederung kits. Ich habe damals recherchiert und bin zum Ergebnis gekommen das Air Lift Performance 3H die besten sind. Kosten in Deutschland 1700€, dazu brauch man Kompressor, Druckluftbehälter, Luftfeder. Also alles ungefähr 2500€ für alle 4 Räder. Dann kann man nicht nur Gesamthöhe einstellen, sondern auch jede Achse oder sogar jeden Rad einzeln. Der hat sogar Möglichkeit automatisch den Drück in Federn zu steuern, wenn der Pinz zum Beispiel mit einem Rad auf einem Bordstein steht, wird die Feder nach oben gehen und die anderen 3 nach unten. So wird der Pinz gerade stehen. Wenn man alles richtig macht, bleibt alles original, und beim Wunsch alles zurück zu bauen wird kein Problem.

Danke für die Info, das ist auf jeden Fall eine saubere Lösung, aber baulich wollte ich das Fahrzeug weitesgehend original lassen. Es ging eher darum, das Fahrzeug war vergleichsweise "richtig schlecht" im Gelände. Normal würde mir schon langen. Ich denke, ich werde hinten die Federsteifigkeit versuchen deutlich zu minimieren

Gruß Claas
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Gregorix
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Re: 710 leer hinten zu leicht?

Beitrag von Gregorix »

Der Vortrieb wird mit einer angepassten Feder schon besser, da die Reifen besser am Boden geführt werden.
Aber es ist beibt prinzipiell schon so, dass man beim Pinzi die hintere Sperre eher früher als später reingeben sollte.
Das ist auch kein Problem, weil der selbe oben disskutierte Umstand dafür sorgt, dass das Auto auch mit Sperre nicht viel bockiger wird.
Die Pinzgauersperren sind konstruktionsbeding weit robuster alls alle üblichen Sperrkonstruktionen. Man muss dabei also auch keine Bedenken haben, die Mechanik zu beleidigen, solange man einigermaßen sinnvoll agiert..
Bezüglich Federn würde ich mal bei Lorenz nachfragen..der hat da umfangreiche Informationen dazu.

Luftfederung an der Vorderachse bring meiner ansicht nach nix, aber hinten eine Feder durch ein Lastabhängiges Luftfedersystem zu ersetzen kann schon sehr hilfreich sein.
Gregorix / Old Shatterhand.(c. Lorenz)
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M38A1
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Re: 710 leer hinten zu leicht?

Beitrag von M38A1 »

Hi Claas,

der 4-Rad Volvo ist mindestens 700 Kg schwerer als der Pinzgauer und hat mehr Last auf den Hinterrädern.
Also wirst Du sicher beim Pinzgauer früher den Allrad und die Sperren brauchen. Vermutlich wirst Du aber dennoch erst später hängen bleiben weil in Extremsitiuationen der Pinzi durch das Gewicht vorne länger lenkbar bleibt und durch das insgesamt niedrigere Gewicht erst später stecken bleibt.

Die Reifen spielen ebenfalls eine massive Rolle - habe von Maloya über Marix Lion, Nokian Hakkapellita, BFG MT KM1 und jetzt Insa Special Track einiges gefahren. Ich fahre jetzt mit den super-groben Insa noch Stellen ohne Allrad wo ich mit den BFG KM1 schon Allrad und Sperre brauchte.
Natürlich sprechen wir auch vom Bodendruck also Reifenbreite passend zum Fahrzeug-Gewicht und hier tendiert die Volvo-Fraktion häufig zu extremen Reifenbreiten. Also wäre interessant wie im Vergleich die Reifenwahl und Breite war.

Norbert hat schon Recht. Steile Abfahrten fühlen sich mit dem 2-Achser schlimmer an als mit dem 3-Achser. 100% Adrenalin ist's dann mit einer Rinne in der Abfahrt, wenn der 2-Achser auf das angehobene Vorderrad runter kippt und das Hinterrad hoch hebt. Dafür ist der 2-Achser wendiger, agiler und kürzer. Also kommt auf die Situation an wer im Gelände welchen Vorteil ausspielen kann.

Gewicht auf der Hinterachse ist beim M aber generell nicht verkehrt und ein Bekannter hat seinem 710er einfach eine zurechtgesägte 12mm Stahlplatte hinten rein gelegt. Gummimatte drunter und mit den vorhandenen Gewinden verschraubt. Leicht rückzubauen und die normale Nutzung bleibt praktisch uneingeschränkt erhalten sind dann 100-150 Kg Zusatzgewicht auf der Hinterachse. 2 furchtlose Mitfahrer ganz hinten sind auch geeignet :D

Viel Spass mit dem Pinzi Micha
Friese
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Re: 710 leer hinten zu leicht?

Beitrag von Friese »

Hi Micha,

vieln Dank für diene Einschätzung. Der Volvo dürfte ral als Zweichachser ca. 400-500Kg schwerer sein. Mein C303 bringt leer knappe 2400Kg auf die Waage. Er fährt sich allerdings massiver als ein Pinzgauer, das stimmt schon.
Ich hatte beim Pinz 285 75 R16 Fedimas drauf und einanderes Mal 255 85 R16 AT Bereifung. Man merkt deutlich, dass der Pinz zumindest bei mir im reinen Allradmodus sich im Gelände mit Unebenheiten schneller schwer tut als der Volvo. Und beide Fahrzeuge sind wahrlich keine Meister der Verschränkung.
Das sieht beim Dreiachservolvo aufgrund von viel mehr Federweg hinten völlig anders aus.
Wie gesagt, ich sehe mich hier mittlerweile völlig bestätigt, dass ich beim Pinzgauer für bisschen Spass im Gelände was an der Federung tun muss.
Da haben sich die Forumsantworten hier richtig gelohnt.
Schaun wir mal.... :-)
Hecki28
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Re: 710 leer hinten zu leicht?

Beitrag von Hecki28 »

Hallo
Ich habe ca. 200 kg in Stahlguslatten ganz hinten im 710M drin. Fährt und bremst gut und die Räder stehen hinten gerade.

Gruß

Christian
exilfranke
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Re: 710 leer hinten zu leicht?

Beitrag von exilfranke »

Das ist die bessere Maßnahme. Auch für die Fahrt auf der Straße gehört beim 710M alles Gewicht nach hinten gepackt.

Halbachsen waagerecht ist für die Kurvenfahrt extrem wichtig. So kann das kurvenäußre Rad nicht so leicht über Eck kommen. Im Gelände hilft auch die Massenträgheit hinten, den Springbockeffekt zu vermindern.

Eine Feder raustun führt zu einem praktisch nutzlosen Pinzi. Wenn man dann mal was einladen will, fehlt die Feder ganz dringend. Lieber was Stahlplatten oder Sandsäcke laden, die kann man leicht raustun oder zum austarieren nehmen.
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Lorenz
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Re: 710 leer hinten zu leicht?

Beitrag von Lorenz »

Entweder mit Luftfedern experimentieren oder von der 3,5 Tonnen 710 Version die verstärkten Federn nehmen und davon nur eine pro Seite, dann kann man auch noch ein paar Puntigamer Kästen zu laden.
Wenn man wirklich nur nahezu leer im Gelände Spaß haben will, reicht auch nur eine Standard Feder je Seite.

Im Werk haben Sie zum Vorführen in manche 4x4s Blei in die Stosstangen hinten gegossen. Auch bei einem 716 Short.
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