Frühverstellung und Benzinqualität

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Hatzlibutzli
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Frühverstellung und Benzinqualität

Beitrag von Hatzlibutzli »

Liebes schlaues Forum,

der Pinzgauer ist ja ursprünglich dafür konstruiert, übelste Benzinqualitäten, die es in den 70er und 80er Jahren sofort nach Überschreiten der Österreichischen Landesgrenzen nach Süden überall gab, zu Fressen und in Vortrieb umzusetzen. Die Tropenausstattung hatte gar noch eine niedrigere Verdichtung und für den VW-Bus gab es Muldenkolben für die, die auf dem Landweg nach Kapstadt wollten.
Dafür bekommt man jetzt seit längerem kein Normalbenzin mehr .... sonder nur noch 95 Oktan

Im Rahmen der Recherchen hab ich nun gefunden, dass die Amerikanische SSI-Ignition mit 10° Vorzündung startet, im Leerlauf bereits 23° vorzündet und ab 3400 U/min 38° Vorzündung gibt.

Hier das 2. Bild von oben:
http://www.pinzssi.com/why-buy.html

Die gelbe Kurve zeigt, wann der erste Funken kommt, die rote Kurve darüber, wann die Spule zum Laden begonnen wird.

Zum Vergleich: der Original-Verteiler hat bei korrekter Einstellung (0-2mm) bei LL-Drehzahl unter 1°, Verstellt bis 1400 U/min auf 14-20°, bleibt dort bis 2000 und verstellt dann bis 2450 auf 23-29°.

Jetzt wird vielerorts (auch hier) schon empfohlen bei LL-Drehzahl 7° Vorzündung zu geben, was nach gemitteltem Diagramm der Verteiler erst bei 1000 U/min erreichen sollte. An dieser Stelle ist die Kurve steil, was übrigens die Einstellerei hier nicht sonderlich genau macht, genauer wäre es auf 17° Vorzündung bei 1700 U/min abzublitzen.
Aber selbst wenn man das draufrechnet kommt man nicht ansatzweise in diesen Bereich.

Mir ist klar, dass im hochtourigen Bereich durch zuviel Vorzündung hässliche Schäden entstehen können, weil man es evtl. nicht merkt, wenn er "klingelt" ...
... und Klopfsensoren hat der Motor nicht ;-)

Wer kann was dazu sagen? Oder sollen wir warten, bis den Amis die ersten Motoren verrecken? Oder wird das gar nicht passieren?

Vielen Dank!

Grüsse ... Simon
Norbert Palme
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Re: Frühverstellung und Benzinqualität

Beitrag von Norbert Palme »

Mich täten zwei Größen interessieren:
Leistungsfähigkeit und Siedepunkt von Benzin 1959 zu 2016.
Auffällig beim Hafi ist die Dampfblasenbildung, wenn die Pumpe im Motorraum ist. Egal ob elektrisch oder mechanisch. Wobei die mechanische noch auffälliger ist.
Auch bei den alten VW-Industriemotoren (Feuerwehr-Tragkraftspritze): Warmer Zustand - Starten nicht möglich. Aber die alten Dinger wurden doch auch für höchste Zuverlässigkeit gebaut. Und wenn der Tank leergefahren wurde, sollte sie der Maschinist doch wieder ankurbeln können...
Die Leistungsfähigkeit ist bei 100 Oktan (OMV, Shell) deutlich gesteigert. Zumindest beim höher verdichteten TR-Motor. Ob der Pinzi mit 100 Oktan besser läuft, hab ich noch nicht ausprobiert. Aber mit schwer beladenenem Fahrzeug (3,3 to) und rumänischem Treibstoff hatte ich an Steilstellen nie das Gefühl, daß die Kraft nicht reicht.
Gruß Norbert
Am schnellsten geht das, was am längsten dauert.
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Techniker50944
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Re: Frühverstellung und Benzinqualität

Beitrag von Techniker50944 »

Norbert Palme hat geschrieben:Mich täten zwei Größen interessieren:
Auffällig beim Hafi ist die Dampfblasenbildung, wenn die Pumpe im Motorraum ist. Egal ob elektrisch oder mechanisch. Wobei die mechanische noch auffälliger ist.
Auch bei den alten VW-Industriemotoren (Feuerwehr-Tragkraftspritze): Warmer Zustand - Starten nicht möglich. Aber die alten Dinger wurden doch auch für höchste Zuverlässigkeit gebaut. Und wenn der Tank leergefahren wurde, sollte sie der Maschinist doch wieder ankurbeln können...
Hat weniger mit Dampfblasenbildung zu tun sondern mit einer defekten Zündung der TS. Porsche Salzburg hat uns das Teil repariert, jetzt springt die TS8 auch im warmen Zustand wieder locker an. Die Tatsache, das von uns ein elektrischer Starter nachgerüstet wurde, hilft natürlich auch ungemein. Leider fristet die Pumpe bei uns nur mehr ein Reservistendasein neben Fox1 und Fox3, der Motorklang der VW ist doch angenehmer als die brüllenden BMW-Boxer...
Pinzcat
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Re: Frühverstellung und Benzinqualität

Beitrag von Pinzcat »

Meine Erfahrung:
viewtopic.php?f=3&t=8834
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sprosi
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Re: Frühverstellung und Benzinqualität

Beitrag von sprosi »

Um eine ROZ von 95 oder höher sinnvoll zu nutzen, musst du die Verdichtung erhöhen.
Wie willst du einen Motor der für ROZ 87 oder weniger ausgelegt ist mit 100 Oktan-Benzin an die Klopfgrenze bringen?

Zündung hin oder her verstellen, für den optimalen Zündzeitpunkt gibt es so viele Einflussfaktoren, es hat schon einen Grund warum moderne Motoren auf zig Sensoren basierende Kennfelder haben.
Sicher kannst du am Prüfstand ein simples Kennfeld ermitteln, aber ohne zusätzliche Sensoren wird es nur ein ungenauer Kompromiss bleiben.
Die Frage ist umfangreich die SSI Zündanlage empirisch abgesichert ist.
exilfranke
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Re: Frühverstellung und Benzinqualität

Beitrag von exilfranke »

Wenn man nur um die Schlaglöcher herumfährt und von Eisdiele zu Garage, dann kann man dran denken, mit Verdichtung, Zündung und Kraftstoff die Limiten zu verschieben, um mehr Leistung zu erhalten. Wenn es demjenigen Freude bereitet, sowas zu modifizieren, man das Risiko des Motorschadens finanziell verkraftet und ansonsten auch kein Tüv oder sonstwer drauf achtet, was da modifiziert wird und auf der 100km² Ranch (privatgrund) unterwegs ist, dann viel Spass.

Wer allerdings mit seinem Pinzgauer zunächstmal da hinfährt, wo der Sprit billig und die Straße geschottert ist, der wird vermutlich an diesem Arbeitspunkt auf Dauer wenig Freude haben. Oder hoffentlich Werkzeug und genügend spezifische Ersatzteile dabei oder auf Zuruf im internationalen Versand.
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Hatzlibutzli
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Re: Frühverstellung und Benzinqualität

Beitrag von Hatzlibutzli »

20160319_105624.jpg
20160319_105624.jpg (70.57 KiB) 6143 mal betrachtet
So sieht die Amikurve aus ...

Sie hat im Leerlauf schon 23° früh und ....

das Auto fährt sich ganz anders ... spritziger, die Lastwechsel Gedenksekunde ist komplett weg

Habe einiges herumprobiert:
Originalkurve mittig zwischen den Begrenzungslinien ... damit läuft er wie gehabt nur laufruhiger, da der ZZP wirklich exakt ist
dann ein Kompromiss aus Amikurve und oberer Begrenzunslinie der Originalen Kurve:
20160319_105640.jpg
20160319_105640.jpg (61.21 KiB) 6143 mal betrachtet
Besseres Ansprechen, aber das Beschleunigen aus Leerlaufdrehzahl unter Last ist mit der Oberen deutlich besser ....

Werde jetzt die untere Kurve im Alltag fahren, da die meineserachtens "safe" ist und die Amikurve als Umschaltoption drauf lassen ... den Schalter der 123 habe ich so angebracht, dass ich über die kleine Wartungsöffnung in der Hundehütte dran komm.

Grüsse ... Simon
exilfranke
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Re: Frühverstellung und Benzinqualität

Beitrag von exilfranke »

Der Kinken unten mit der negativen Steigung:

bitte erklär mal, warum.
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Hatzlibutzli
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Re: Frühverstellung und Benzinqualität

Beitrag von Hatzlibutzli »

War eine Idee aus dem Begleitheft zur 123 ... damit bekommt man den Leerlauf stabilisiert ...
Minimum ist bei 900 u/min ... mach zumindest theoretisch Sinn ...

Bin noch ein bissl am Experimentieren ;-)))

Grüsse ... Simon
exilfranke
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Re: Frühverstellung und Benzinqualität

Beitrag von exilfranke »

Klingt schlau; musst aber beim Vergasereinstellen ausschalten bzw. dran denken! Und, je nach Einsatzfall, wenn Kraft unten raus gefordert ist, könnte das kontraindiziert sein. Also bei schwerem Geländeeinsatz. Ansonsten finde ich das eine tolle Sache, und harre gespannt der Berichte. Meine Laubtec hat jetzt 30800 km ohne Unterbrecherwartung brav funktioniert, das hat sich schon allein deswegen definitiv bewährt.




cheers

Thomas
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Stef@n
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Re: Frühverstellung und Benzinqualität

Beitrag von Stef@n »

Hallo Simon,

gibts denn hier schon News? Wie bewährt sich der 123-Verteiler?
Gruß

Stefan
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Hatzlibutzli
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Re: Frühverstellung und Benzinqualität

Beitrag von Hatzlibutzli »

Hallo Stefan,

Bis jetzt keine Mucken ... Fahre inzwischen dauerhaft die Ami-Kurve, da die einfach am besten zieht und ich im Amerikanischen Forum noch von keinem Schaden gelesen habe ... die fahren ja dort inzwischen viele und auch etliche "miles" ...

ich muss gefühlt noch etwas die Gemischschrauben reindrehen, da er mir gefühlt nach Nase und Ohr etwas zu fett läuft im Leerlauf ... hatte aber noch keine Zeit ... und bissl fett ist ja nicht so schlimm ... Vielleicht ist da dann auch noch eine geringe Verbrauchsminderung drin ... ???

Grüsse ... Simon
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Willi
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Re: Frühverstellung und Benzinqualität

Beitrag von Willi »

Hallo Simon,
lese den Beitrag jetzt erst. Ich habe vor 2 Jahren meine Zündung "nach Gehör" eingestellt in Ermangelung eines Stroboskops. Letztes Wochenende habe ich mal mit dem Strobo in den Motorraum geleuchtet und festgestellt, dass bei mir der ZZP ca. 4-5 cm vor OT ist.

Läuft aber prima...
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Norbert
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Re: Frühverstellung und Benzinqualität

Beitrag von Norbert »

Ich denke mit Leerlaufdrehzahl (Standgas) kann das nicht sein, außer die Fliehkraftverstellung ist im Eimer.
Wie soll das dann bei hoher Drehzahl funktionieren :roll: :roll: da fehlt Dir dann ja die Vorzündung.
Sehr bedenklich.
Liebe Grüße Norbert
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Norbert
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Willi
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Re: Frühverstellung und Benzinqualität

Beitrag von Willi »

Hallo Norbert,
das Strobo zeigt mir aber, dass bei höherer Drehzahl die Zündung noch weiter vor OT wandert, also, dass die ZZP Verstellung funktioniert.
Seltsam, seltsam...
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Gregorix
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Re: Frühverstellung und Benzinqualität

Beitrag von Gregorix »

falsches Kabel fürs Strobo erwischt?..4-5 cm ist schon extrem...ich fahre standart mit 2-4 mm vor OT, (allerdings statisch gemessen), geht wunderbar.
Gregorix / Old Shatterhand.(c. Lorenz)
Warum nur einen Pinzi, wenn man um´s doppelte Geld auch zwei haben kann...

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Lorenz
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Re: Frühverstellung und Benzinqualität

Beitrag von Lorenz »

Lampe mit Einstellmöglichkeit erwischt und stand nicht auf 0?
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Norbert
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Re: Frühverstellung und Benzinqualität

Beitrag von Norbert »

Bild

Also ich seh das so:
Die Verstellung nach früh sollte erst so ab 650-900 U/min starten und so ca. bei 1300-1400 auf 14-20° verstellen.
Dann ab 2000 U/min. wieder ein Anstieg auf ca. 23-29°.

So jetzt meine Milchmädchenrechnung:
Die Riemenscheibe hat (leider nicht im Kopf) geschätzt 150mm Durchmesser = ca. Umfang 470mm.
Durch 360° ist ca. 1,3mm/°

Also 40 - 50mm währen ca. 30 - 38° Vorzündung.
Somit würde sich in Willis Fall, bei steigender Drehzahl (wo er es bitter nötig hätte) nix bis fast nix mehr verstellen.

Vor allem im unteren Drehzahlbereich, mit so viel Vorzündung wird es unter Belastung dann sicher zum klingeln kommen
und was dann passiert kennen ja Einige aus leidvoller Erfahrung.

Anmerkung: Der richtige Ø der Riemenscheibe kann natürlich die Rechnung verbessern oder verschlechtern.

Ich würde die Sache nochmals gründlich checken - der Pinzi wird´s Euch danken :lol:

Liebe Grüße
Norbert
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Norbert
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Willi
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Re: Frühverstellung und Benzinqualität

Beitrag von Willi »

Das hört sich alles erdrückend logisch an...

Irgendwo muss der Haken sitzen, das muss ich mir demnächst noch einmal anschauen. Ich bin ja mit dieser Einstellung schon ein paar tausend Kilometer gefahren, erinnere mich aber gut, dass er damals mit der "korrekten" Einstellung im Leerlauf praktisch nicht gelaufen ist. Fortsetzung folgt.
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