Standheizung Einbaubericht

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fuerni
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Standheizung Einbaubericht

Beitrag von fuerni »

Liebe Forengemeinde!

Da die kalte Jahreszeit immer näher rückt habe ich mich dazu entschlossen, in meinem 710 M CH eine Standheizung einzubauen.
Nach langem hin und her ist es eine Eberspächer B4L.
Gebraucht habe ich folgendes:
1x Heizgerät inkl. Dosierpumpe Art.Nr.: 201987050000 (Achtung, die 75 mm Variante bestellen, Einlass/Auslass)
1x Einbausatz Art.Nr.: 25272080000
1x Bedienelement Art.Nr.: 221000352200
1x Y-Abzweigstück Art.Nr.: 251226890044
2x Stutzen 75 mm Art.Nr.: 221000010036
2x Rohrbogen Art.Nr.: 251482890005
1x Tülle für Verbrennungsluftrohr Art.Nr.: 201282200001
1x Tülle für Abgasrohr Art.Nr.: 2015496500024
1x Abgasrohrbogen Art.Nr.: 252481800202
2m Abgasschlauch 2m
1x Haltewinkel Art.Nr.: 201575890400
1m Schlauch 75 mm
2m Flammschutzschlauch Innendurchmesser 29 mm
2x Reduzierstück 75 mm auf 70 mm
1x Rolle Glasfaserband
Passende Schellen
Rohrhalter
0,5 m Itemprofil 20 mm inkl. 4 Nutensteine

Lieferung angekommen und man hat einmal ein Haufen Teile vor sich:
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Einmal das heizgerät geöffnet, rein aus Neugierde:
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Hier das Bedienelement:
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Dies bietet den Vorteil eines integrierten Thermostates und eines Fehlerspeichers, welcher direkt am Bedienelement ausgelesen werden kann, sollte das Gerät einmal nicht funktionieren. Weiters kann je nach Positionierung ein Temperaturversatz eingestellt werden, sprich wenn es beispielsweise am Bedienelement die Wunschtemperatur 25 °C hat, soll das Gerät weiterlaufen, da es am gewünschten Ort nur 23 °C hat.

Um eine Durchführung durch die originale Ausparung in der Plattform herzustellen, sind die zwei Stutzen ein wenig zu modifizieren:
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Plan schleifen und Dichtband anbringen:
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Die Idee der Warmluftführung ist folgende:
Die Warmluft wird vor dem originalen Regelelement per Y-Stück eingebracht, ist die Standheizung aktiv, so sind beide Regler zu schließen, sonst erwärmt man den Wärmetauscher, die Ansaugung erfolgt durch den Frischlufteinlasskasten bzw. Umluftsteuerung, welcher vom K-Modell nachzurüsten ist.
Das gelieferte originale Y-Stück ist um ca. 15 mm zu kürzen, ebenso die Reduzierstücke 75/70 mm. Es geht sich haarscharf aus, aber es passt.
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Auf die Heizluft-Durchführung ist gleich ein 90° Stück angebracht:
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Die Verbindung zum Y-Stück erfolgt mit dem original beim Einbausatz enthaltenen schwarzen Schlauch. Für das passt er. Ich habe für die anderen Luftführungen jedoch einen separaten, flexibleren Förderschlauch verwendet. Der originale ist ein wenig steif und bei geringem Druck mit dem Finger hat er bereits eine Delle.
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Nun zur Halterung des Heizgerätes:
Dieses habe ich hinter den Fahrersitz mittels zwei Item-Profilen und des Montagewinkels montiert. Es sind 4 neue Löcher in den Haltewinkel zu bohren sowie die werkseitig verschweißten Gewindestifte zu entfernen.
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Beim Warmluftauslass gehe ich wieder gleich mit einem 90°-Stück auf einen Schlauch und weiter zur Durchführung:
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Die Standheizung braucht auch Verbrennungs- und Abgasluft, hierzu sind schweren Herzens zwei Löcher in die Platform zu bohren. Achtung! Hinter den Schweißpunkten diese Löcher bohren, da man sonst zwischen Spritzblech und Halterung für den Batteriekasten rauskommt (dort wo der Batteriehauptschalter ist). In die zwei Löcher jeweils die Tüllen einbringen:
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Für die Verlegung dieser beiden Schläuche Batteriekasten und Spritzblech abmontieren. Die Verbrennungsluftansaugung kann eigentlich gleich über dem Batteriekasten erfolgen. Das Abgas führe ich bis kurz vor den Auspufftopf, wo auch der Standheizungs-Auspufftopf am originalen Metallrohr zur Frischluftansaugung montiert wird.
Da die Abgastemperatur fast 300 °C erreicht, habe ich den Abgasschlauch mit einer Schicht Glasfaser-/Krümmerband umwickelt und anschließend einen Flammschutzschlauch, der innen ebenso aus Glasfasern und außen aus einer Silikonschicht besteht, überzogen.
Kleiner Tipp zum Glasfaserband: Dieses in einem Kübel gefüllt mit Wasser öffnen, Latexhandschuhe anziehen und dann das Auspuffrohr damit umwickeln, so erspart man sich viel Juckreiz und die Aufbringung ist auch leichter. Alle 20 cm mit Kabelbinder fixieren und trocknen lassen, so kann man dann mit etwas Gewalt und Schritt für Schritt den Flammschutzschlauch drüber stülpen. Es wird aber sehr mühsam, deswegen habe ich ihn nach ca. 2/3 der Strecke getrennt und den Rest von der anderen Seite aufgebracht.

Hier mit Glasfaserband:
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Verlegung der Schläuche mit Feuerschutzschlauch:
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Die originalen Batteriekabeln sind unten an der Plattform fixiert, diese Fixierung muss weichen, sonst geht es sich mit dem Batteriekasten nicht aus, es ist alles wirklich verdammt knapp.

Für den Auspufftopf habe ich ein 90°-Stück und anschließend ein Endstück angebracht. Um Kondenswasseranstauung zu vermeiden, habe ich ein kleines Loch in die Unterseite gebohrt.
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Leider habe ich vergessen den Einbau der Dosierpumpe und der Vekabelung zu fotografieren, deshalb nur Text:
Die Dosierpumpe habe ich an der Plattform hinter den Vergasern angebracht. Den Kraftstoff beziehe ich mittels im Einbausatz mitgelieferten T-Stück nach dem originalen Kraftstofffilter. Beweggrund dafür war, dass es original nach Schweizer ET-Katalog auch so gemacht wurde.
Zur Elektrik: Da ich die 12-V-Variante gekauft habe, da ich mir dachte hier ist die Ersatzteileversorgung auf Dauer leichter, habe ich hinter dem Beifahrersitz einen 24 V/12 V DC-Wandler mit 30 A Spitzenstrom (12 V) verbaut. Laut Datenblatt hat das Heizgerät beim Starten einen Leistungsbedarf von ca. 100 W. Ein kleiner Sicherungskasten war für das Radio ohnehin schon für das Radio vorhanden, welches über einen zweiten kleineren DC-DC Wandler versorgt wird, ebenso auch noch die zwei benötigten Anschlüsse noch frei. Der Hauptanschluss der Standheizung wird mit 20 A abgesichert und der zweite für das Bedienelement mit 5 A. Der DC/DC-Wandler für die Standheizung hängt am Batteriehauptschalter, sicher ist sicher. Für das Kabel zum Heizgerät und den Kraftstoffschlauch habe ich hinter der Motorabdeckung durch das Stützblech für diese ein Loch gebohrt. Als mechanischen Schutz habe ich den Kraftstoffschlauch, welcher ohnehin sehr massiv ist aber auch leider etwas steif, mit einem Spiralschlauch ummantelt.

Die eingebaute Standheizung schaut so aus:
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Das Bedienelement passt genau ans Amaturenbrett und wird mit dem mitgelieferten Klebestreifen angebracht. Das Kabel kann man dann zwischen Lenksäule und Amaturenbrett durchführen. Das für das Bedienelement vorgesehene Kabel wird unter den Geberzylindern für Allrad und Sperren, auf der Beifahrerseite unter der Abdeckung, durch die Durchführung, an der Zündspule vorbei zum DC-DC-Wandler geführt. Was noch offen ist, ist ein weiteres Versorgungskabel für das Bedienelement dorthin, da sonst das Bedienelement nach 5 min immer in StandBy geht. Hierzu ist der mitgelieferte Stecker notwendig und das Kabel in den mittleren von drei anzubringen.
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Nach mehreren Zwischenprobeläufen liefert der erste nach vollständigem Einbau folgendes Ergebnis:
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82 °C Auslasstemperatur an der Lüftungsdüse. Hurra. Es funktioniert mit und ohne laufenden Motor, sehr erfreulich. Für schnelles Aufheizen ist es ratsam den originalen Lüftermotor mitlaufen zu lassen.
Mit Lüftermotor ein habe ich bei einer Starttemperatur von 17 °C binnen 10 min die Fahrerkabine auf 30 °C gebracht.

Nur zur Info: Man sollte den Zeitaufwand für den Einbau nicht unterschätzen. Ich würde alleine dafür ca. 20h beaufschlagen.

Jetzt stehen noch die Dauertests und evt. kleine Verbesserungen an. Auf alle Fälle gehören kalte Finger im Pinzgauer jetzt der Vergangenheit an. :)

LG
Martin
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Allgäu
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Registriert: Mi Okt 19, 2016 18:51

Re: Standheizung Einbaubericht

Beitrag von Allgäu »

Hallo Martin,

sehr toller informativer Bericht!
Da hast du dir aber sehr viel arbeit gemacht!

Ich habe mir auch vor einem Jahr eine eingebaut und hätte sicherlich den ein
oder anderen Tip brauchen können.

Danke für deinen Bericht!

Gruß
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Stef@n
Beiträge: 8043
Registriert: Mo Okt 03, 2005 9:09
Wohnort: Friedrichshafen/Bodensee

Re: Standheizung Einbaubericht

Beitrag von Stef@n »

Toller Bericht! 8)
Ich für meinen Teil hätte die Bedienung zwischen die Sitze platziert, damit ich von hinten dran komm, wenn ich im Auto schlafe. Dann muss ich nicht aus dem Schlafsack, vors warm ist... :mrgreen:
Gruß

Stefan
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