Hafi Radlager Vorspannung kontrollieren und einstellen?

Technik des Haflingers

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rubber-duck
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Hafi Radlager Vorspannung kontrollieren und einstellen?

Beitrag von rubber-duck »

Hallo,

beim Zusammenstecken meiner hinteren Halbachsen habe ich nun die Radkästen zusammengeschraubt, um die Vorspannung der Radlager zu kontrollieren. Die Reparaturanleitung gibt 0,07 ... 0.09 mkg vor (0,7 ... 0,9 Nm), bei mir sind es spürbar weniger. Aber dennoch ein kleiner Widerstand beim Radnabe drehen. Gefühlt sind es vielleicht 0,3 - 0,4 Nm, messen müsste ich noch. Öl habe ich noch keins im Radkasten, mit Öl dürfte sich der Drehwiderstand noch leicht erhöhen, aber sicher nicht genug um auf den Wert der Rep.Anleitung zu kommen.

Gibt es Erfahrungen, wie genau dieser Drehwiderstand sein muss? Oder genügt es, dass es überhaupt einen Widerstand gibt und keine positive Lagerluft? Wenn ich das Lagerspiel neu einstellen muss, wo bekommt man die verschiedenen Druckringe her?

Danke!

LG Christof
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Mojohand
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Beitrag von Mojohand »

Die Radlagervorspannung ist ein heikles Thema. Ich bin der Meinung lieber zu viel Vorspannung als zuwenig.
Es ist schon öfter vorgekommen daß ein Haflinger ein Rad verloren hat, Ursache ist ein abgescherter Gewindezapfen am Radflansch, einige Experten sind der Ansicht daß das von zuwenig Vorspannung herkommt.
Ich hab noch Einstellringe, sag mir wie stark Deine sind, dann such ich die nächst dickeren raus.
Gruß Bernd
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rubber-duck
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Beitrag von rubber-duck »

Hallo,

gemessen sind es leider nur 0,13 Nm :( Gibt es da Erfahrungswerte oder eine Abschätzung, wieviel Zehntel man zusätzlich braucht für die richtige Vorspannung, oder hilft da nur Ausprobieren mit verschiedenen Einstellringen?

LG Christof

P.S.: Bernd, dann schau ich ja bald wieder rein...
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pathfinder700ap
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Beitrag von pathfinder700ap »

Hallo!

Ich habe vor kurzem die Einstellung an meiner Vorderachse gemacht. Bei mir war die Vorspannung im Bereich von 0,4 Nm und durch etwa 0,1 mm stärkere Scheiben bin ich auf die richtige Vorspannung gekommen.

Die Scheiben sind zwar in Zehnteln abgestuft, aber das ist meistens auch nicht aufs Hunderstel genau, d.h. man kann da auch noch ein bisschen variieren.

Bedenke auch, dass zur Einstellung das kleine Zahnrad eigentlich nicht eingebaut sein sollte laut Reparaturanleitung (zumindest bei der Vorderachse, hinten hab ich noch nicht durchgelesen).

LG,
C.
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rubber-duck
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Beitrag von rubber-duck »

Hallo Constantin,

hinten ist es genauso. Das kleine Zahnrad habe ich noch nicht drin, Halbachse und Radkasten sind erst mal fürs Lackieren zusammengebaut. Für die Montage muss das ohnehin wieder auseinander.
Ich habe zwar nur vier der sechs Schrauben verwendet, aber ob das so viel ausmacht?

Bernd, haben die Experten irgendwo den vermuteten Zusammenhang zwischen abgeschertem Gewindezapfen und Vorspennung tiefer erklärt? Ich habe gestern die Schnittzeichnung studiert und bin auf keinen grünen Zweig gekommen warum das so sein soll.

LG Christof
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Mojohand
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Beitrag von Mojohand »

Hallo Christof,
ich vermute daß ,wenn die Vorspannung zu gering ist, bei Erwärmung der Gehäuse Spiel in der Lagerung entsteht. Dadurch eiern die Kegelrollenlager wie die Taumelscheibe bei einem Hubschrauber in ihren Sitzen herum und es entsteht eine Biegemoment auf den Gewindezapfen.
Das ist eine von mehreren Theorien, aber für mich die plausibelste.

Gruß Bernd
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pathfinder700ap
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Beitrag von pathfinder700ap »

Ich glaube auch, dass die Vorspannung notwendig ist, damit es bei Erwärmung, oder auch bei Belastung durch die Kräfte, die vom Rad eingeleitet werden, keinesfalls zu Radial- bzw. Axialspiel in den Lagern kommen kann.

Sobald dies der Fall ist, wirken sich Schläge (z.B. von den Rädern her) sicherlich noch viel kritischer auf die Lagerung aus - und auch auf den Wellenabsatz mit dem Gewindezapfen.

LG,
C.
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rubber-duck
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Beitrag von rubber-duck »

Hmm, nach meinem Verständnis entsteht ein Biegemoment auf dem Wellenstumpf der Nabe. Und das so oder so, egal wie die Vorspannung ist. Aber auf den Gewindezapfen? Mit dem wird über die Mutter nur der innere Lagerring auf den Wellenstumpf gespannt, also eine rein axiale Kraft (plus eine Torsionskraft bei der Montage, die von Betrieb und Vorspannung unabhängig ist). Die radiale Kraft kann nur über Lager -> Lagerring -> Wellenstumpf auf die Nabe gehen, geht also am Gewindezapfen vorbei. Und im Bereich Gewindezapfen + Mutter finde ich nichts, woher eine radiale Kraft kommen soll.
Oder verstehe ich was falsch?

Dass es durch Betriebslast oder Wärme nicht zu Lagerluft kommen darf, leuchtet mir bei der X-Anordnung der Lager ein. Aber der Zusammenhang zu brechenden Gewindezapfen nicht.
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Mojohand
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Beitrag von Mojohand »

Was vielleicht noch interresant ist, alle dokumentierten Fälle von Radverlust bei Haflingern, mir sind vier bekannt, incl. einmal bei meinem eigenen, traten bei der Hinterachse auf.
Gruß Bernd
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Kolja
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Beitrag von Kolja »

Hallo,

ich würde auch versuchen die Vorspannung so genau wie möglich einzustellen. Ich habe dazu immer wenn ich keinen passenden Druckring habe den vorhanden Druckring passend unterfüttert. Dazu nehme ich Federstahl, gibt es als Blech in verschiedenen Dicken (0,05 - 0,1 - 0,15 - 0,2mm......). Von dem Blech schneide ich (in der passenden Dicke) einen passenden Ring aus und lege ihn unter. Geht bisher sehr gut, habe keinerlei Probleme damit.
Bezüglich der Radnabenthematik gibt es auch hier im Forum einen sehr interessanten Thread, da sieht man auch das es mindestens 3 verschiedene Versionen der Radnabe gibt.

Gruss

Kolja
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Lorenz
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Beitrag von Lorenz »

Bei den 3 abgefallenen Rädern wo ich dabei war, war es auch an der Hinterachse und bei allen 3 Fällen auf guten Wegen, also keine extremen Schläge oder so was.
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rubber-duck
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Beitrag von rubber-duck »

Mojohand hat geschrieben:Was vielleicht noch interresant ist, alle dokumentierten Fälle von Radverlust bei Haflingern, mir sind vier bekannt, incl. einmal bei meinem eigenen, traten bei der Hinterachse auf.
Gruß Bernd
Und gibt es einen belegten Zusammenhang, dass auch jedes mal die Vorspannung zu gering war? Oder brechen die Radnaben auch bei korrekter Vorspannung?

LG Christof
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Mojohand
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Beitrag von Mojohand »

Und gibt es einen belegten Zusammenhang, dass auch jedes mal die Vorspannung zu gering war? Oder brechen die Radnaben auch bei korrekter Vorspannung?
das ist die Theorie, aber wenn die Nabe gebrochen ist, kann man halt nicht mehr prüfen wie hoch die Vorspannung war.

Im Haflingerforum unter Suchbegriff "Radnabe" kann man seitenlange Abhandlungen vom Thema lesen, da werden unterschiedliche Erklärungen aufgeführt. Mir scheint halt die mit der Vorspannung am logischten.
Oder anders ausgedrückt: das ist eigentlich der einzige Punkt wo man was falsch machen kann.

Gruß Bernd
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Norbert Palme
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Beitrag von Norbert Palme »

Ich übertrag mal das Thema auf mein verlorenes Radwegen der losen Muttern und dem abgerissenen einen Radbolzen: Eigentlich logisch, daß dann ein Biegemoment auftritt. Mit dem innen liegenden Radlager dürfte das genau das gleiche Thema sein, nur fährt der Hafi dann nicht mehr.
Mit drei noch vorhandenen und angezogenen Muttern hat er wieder kein Spiel mehr und er fährt wunderbar.

Gruß Norbert
Am schnellsten geht das, was am längsten dauert.
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pathfinder700ap
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Beitrag von pathfinder700ap »

Norbert, Bernd,

Was meint ihr eigentlich damit, dass "...dann ein Biegemoment auftritt". Ich sehe die Sache so wie Christof: Die Welle wird meiner Meinung nach immer auf Biegung beansprucht, sobald eine Last drauf kommt - und das ist ja schon der Fall, wenn der Haflinger normal auf seinen Rädern steht.

Die Biegebeanspruchung wird noch verstärkt durch die Zahnkraft (wenn Antriebsmoment übertragen wird) bzw. durch dynamische Radlasten.

LG,
C.
Norbert Palme
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Beitrag von Norbert Palme »

Aber wenns locker wird, wird das Biegemoment mehr. Bei den Radmuttern wie bei einem Flaschenöffner: wenn der sich frei entfalten kann (Mutter Locker) knickt der Kronkorken.....
Am schnellsten geht das, was am längsten dauert.
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Beitrag von Mojohand »

Mit Biegemoment meine ich folgendes,
wenn die Vorspannung korrekt ist tragen die Rollen im Lager im vollen Umfang und der Druck verteilt sich gleichmässig, hat das ganze aber Luft, kippelt die Welle in ihrer Lagerung und das Lager taumelt im Außenring, ähnlich wie wenn ein Teller auf den Tisch tanzt.
So wird die Last immer blos an der Kante des Lagers wechselnd übertragen.

Das ist meine Theorie, ein Maschinenbauer kann es vielleicht besser beschreiben.

Gruß Bernd
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rubber-duck
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Beitrag von rubber-duck »

Hallo Bernd,

selbst wenn das Lager taumelt, gehen die Kräfte nur radial auf den inneren Lagerring. Auf den Gewindezapfen selbst kommt auch dann keine radiale Kraft, und damit keine Biegebelastung, weil er außerhalb des Lagerinnenrings ist. Der hat einfach nur seine axiale Zugbelastung, die durch die Vorspannung noch vergrößert wird.

Vor Urzeiten ;-) hab ich mal ein technisches Gymnasium besucht, und danach Maschinenbau studiert. Technische Mechanik ist deswegen keine fremde Welt für mich, aber ich komme auf keinen Trichter wie die Vorspannung den Bruch begünstigen soll. Die Vorspannung sehe ich eher im Zusammenhang mit Lagerluft und Lebensdauer der Lager.

LG Christof
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Mojohand
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Beitrag von Mojohand »

Hallo Christof,
das leuchtet mir ein, blos an irgend etwas muß es doch liegen.
Andere Erklärungsansätze gehen dahin, daß es was mit dem Anzugsmoment der Mutter zu tun hat, zumal es seitens SDP unterschiedliche Angaben gab.

Eine andere Erklärung könnte sein, wenn die Scheibe zwischen Mutter und Lagerinnenring verkehrt eingebaut wurde, drückt sie mit der Kante gegen den Ansatz am Zapfen, da wäre normalerweise die Fase.

Gruß Bernd
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rubber-duck
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Beitrag von rubber-duck »

Hallo Bernd,
das wäre für mich die wesentlich plausiblere Erklärung für die Zapfenbrüche. Die Kante verstärkt die Kerbwirkung, und was normalerweise problemlos hält ist plötzlich nur noch zeitfest. Mit so was hab ich jobmäßig auch immer wieder zu tun.
Und bei so einem Montagefehler ist eine zu hohe Vorspannkraft gefährlich. Mit dem Verfahren wie in der Reparaturanleitung angegeben (erst mal Vorspannung drauf bis sich die Nabe nicht mehr drehen läßt, und dann wieder 0,1mm zurück), kann das schnell zu einer Vorschädigung führen.

LG Christof
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