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Algerien

Verfasst: Di Mai 02, 2006 13:26
von lralfi
Dann packen wir mal noch ein wenig zu Algerien hier rein. Momentan ist das eher kein Ziel, da man sich im Land nicht frei bewegen kann, es herrscht Führerzwang und die politische Lage ist zumindest unübersichtlich.
Die beste Reisezeit für Nordafrika ist aufgrund der Temperaturen das Frühjahr bzw. der Herbst

Wir haben die Tour gerade noch bevor damals das Geiseldrama losging, gemacht. Mal wieder Glück gehabt :-)

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Um es vorweg zu nehmen, es gab nirgends im Land Probleme, die Menschen sind sehr freundlich und hilfsbereit, mit kleinen blonden Kindern ist man eh der King. Wenn man mit der arabischen Mentalität klarkommt, dann ist Algerien ein tolles Reiseland. Man ahnt, dass es Spannungen gibt, an den Strassen ist das Militär überall present.

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Wir sind damals mit drei Fahrzeugen, 2 LR und ein MB 710 losgezogen, dabei waren insgesamt 6 Kids im Alter von 8 Monaten bis ca 5 Jahre. Also eine recht witzige Truppe.
Das war übrigens die Tour bei der ich den Ferryman kennengelernt habe.

Also, Planungen waren abgeschlossen, Fähre gebucht, Auto gepackt. Kids verladen, auf geht's genItalien. Überfahrt war ruhig und komfortabel, die Abfertigung in Tunis chaotisch wie immer, Aber es sind nette Chaoten !

Raus aus dem Hafen, noch kurz in Tunis verfahren und ab geht's nach Nabeul zur ersten Übernachung. Am nächsten Tag flott weiter nach Douz, um wiederum einen Tag später nach Algerien einzureisen.
Die Grenzer sind freundlich, aber es dauert halt, obwohl eigentlich nix los ist. Passkontrolle Zoll, Versicherung abschliessen, Geld tauschen. Die ersten Dörfer sollten vormittags oder besser Nachts zügig durchfahren werden, warum auch immer, hier ist Steinewerfen olymp. Disziplin und wird regelmässig trainiert. Wir kommen aber gut durch :-) Ein Algerier lädt uns ohne jeden Grund zu sich ein, wir übernachten bei ihm und es stellt sich heraus, dass er das tatsächlich völlig uneigennützig gemacht hat. Er betrieb damals ein Werkstatt, an der Hauptstrasse in El Oued und wollte gern mit den Touristen, die auf der Durchreise sind ins Geschäft kommen. Das hätte durchaus klappen können, er war kompetent, freundlich und billig, leider dürfte ihm jetzt die Kundschaft fehlen.

Unser Hauptziele waren Tammanrasset und Djanet und alles was auf dem Weg dorthin liegt. Ich wollte einfach Sand unter den Reifen und davon soviel wie möglich.
So peilten wir Borj Omar Driss als letzte Tanke vor dem grossen Sand an, fassten Sprit soviel wir konnten und brachen auf Richtung Tam via In Eker. Die Strecke ist insgesamt incl. Abstecher ca. 1000 km ohne sichere Versorgungsmöglichkeit.

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Wir brachen auf und erreichten ca 50km hinter BOD die ersten hohen Dünen, bisher ging es durch weite rel. gut fahrbare Sandebenen, es gibt keum Orientierungspunkte und hier sieht man, was für ein kleines Würstchen man doch ist. Die Hitze war teilweise extrem, obwohl wir mittlerweile Oktober hatten, mittags waren 45 Grad normal. Man gewöhnt sich daran.

Auf dem Weg zum ersten HighLight dem Gara Khanfoussa, einem schwarzen Berg inmitten hoher Dünen hatten wir dann endlich Dünen, so wie ich sie mag.
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Der Ferryman hat hier dann auch mal versucht ob man einen Mercedes LKW zum durchmixen einer 4 köpfigen Familie verwenden kann...ein Satz über eine Düne brachte Gewissheit, man kann !! Sollte aber nicht, es ist zum Glück gut gegangen.
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Wir setzten unseren Weg Richtung Süden direkt am Erg Tifernine, einem rötlichen sehr hohen Dünenzug(die höchsten sind 800m hoch) fort, die Landschaft ist faszinierend, und eigentlich sind die großn Dünen einfacher zu fahren als die tunesischen Schikanedinger. Abends suchten die Kids Pfeilspitzen und Reibschalen, die man in der Gegend recht häufig finden kann.
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Es gibt rel. viele Brunnen, die von Nomaden oder der franz. Armee angelegt wurden.
An der Südspitze des Erg Tiffernine geht die Sandlandschaft in schwarze Steinwüste über.

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Es folgt eine tagelange üble Hoppelei bis kurz vor Amguid, hier steht alles unter Wasser, die Ursache war ein Wüstengewitter, das Tage vorher hier niederging. Ab Amguid führt die Balisenpiste weiter Richtung Süden. Es ist eine flache Sandlandschaft mit einzelnen teilweise sehr hohen Felsen, an denen es zahlreiche Felsmalereien und Gravuren gibt.

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Die Piste ist sehr weich und besteht aus einem Spürenbündel, das stellenweise mehrere km breit ist.

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Diese endet in In Eker, man sieht hier Reste französischer Atombombentests die in den 50er und 60er Jahren hier durchgeführt wurden. Tanken und weiter geht es auf Bitumen ca. 150 km nach Tammanrasset. Tam ist eine große Stadt, ein grosser Teil des Handels wie auch des Schmuggels mit Schwarzafrika läuft über diese Gegend. Aufgrund der Lage inmitten touristisch interessanter Ziele gibt es einen Flughafen und in manchen Ecken fast europ. Flair. Für uns war Tam Ausgangspunkt für Touren im Umland wie z.b. ins Hoggar Gebirge mit dem 2600m hohen Assekrem. All diese Touren sind nur mit geländegängigen Fahrzeugen zu machen, die Entfernungen sind riesig und der Zustand der Pisten meist abenteuerlich.

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Nachdem wir unsere Ausrüstung gesichtet und geordnet und Diesel beschafft hatte, es gab offiziell keinen, konnten wir via Schmugglerpiste nach Djanet aufbrechen.

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Die Tour führt über mehrere hundert km durch Wüstenlandschaften vorbei am Hoggar und Tassili Gebirge nach Djanet, einer weiteren Sahara Stadt. Man sieht hin und wieder Spuren der hier allgegenwärtigen Schmuggler, manchmal sieht man sie selbst, aber normalerweise gibt es keine Probleme. Hin und wieder gibt es in den Bergen gut getarnte Stützpunkte des Militärs, die von da aus Ihre Patroullien starten. Mit Schmugglern sollte man besser nicht verwechselt werden, das kann übel ausgehen, könnte ich mir vorstellen.

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Kurz vor Djanet gibt es dann nochmal eine kleine Hürde in Form des Erg Admer, einem riesigen Dünenriegel, den man überqueren muss, wenn man nach Osten will. In den kleinen Seitentälern gibt es unzählige teilweise sehr schöne und gut erhaltene Felsgravuren. Die ganze Tour hatten wir mit recht üblen aber schnell heilenden Magenproblemen zu kämpfen, zum Glück hat es uns alle nacheinander erwischt, sodass es nie ein grosses Malheur war. Ausser für den, der es gerade hatte :-)

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Nördlich von Djanet haben wir uns dann aus Zeitgründen von den anderen getrennt und sind rel. flott wieder Richtung Tunesien aufgebrochen. Dadurch ging uns leider eine schöne Dünentour, die sog. Franzosenfortpiste durch die Lappen.

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Alles in allem ein tolles Land mit netten Menschen, für Offroader ein Paradies. Wenn sich das politische Theater mal wieder beruhigt, bin ich sicher wieder mal dort. Man braucht ein Visa, ansonsten ist die Organisation unproblematisch mit der Routine zahlreicher Nordafrikareisen im Rücken :-) Für unsere blonden Kids hätten wir dort Eintritt verlangen können.
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Versorgungstechnisch sollte man sich auf elementar ausgestattete Lebensmittellädchen einstellen, also reichlich Proviant bunkern, Alkohol ist eigentlich verboten, es wird aber nicht danach gesucht, Bier und Wein wird toleriert, in der Öffentlichkeit keine gute Idee.
Die Spritpreise kommen dem Pinzgauer sehr entgegen. Der Liter hat irgendwas um die 10 Cent gekostet. Bei Diesel kriegt man noch was raus

Fernweh

Verfasst: Di Mai 02, 2006 16:07
von Peter Lustig
Hallo Ralf,
da kommt so richtig Fernweh auf. Tolle Bilder und ein schöner Bericht! Herzlichen Dank sagt dir der Peter

Super Reisebericht

Verfasst: Mi Sep 07, 2011 11:34
von marilyn
Hallo Iralfi,
super Bericht und tolle Bilder. Algerien ist außergewöhnlich.Fernweh kommt hier auf jeden Fall auf.

Gruß Marilyn