E 85 Ethanol

Umbau, Ausbau und Tuning

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Peter Lustig
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E 85 Ethanol

Beitrag von Peter Lustig »

Über einen Beitrag in einer Autozeitschrift bin ich wieder auf das Thema Ethanol aufmerksam geworden und habe etwas im www. gestöbert. Neu war für mich, dass es auch in Deutschland ca. 100 Tankstellen gibt die E 85 anbieten. In Skandinavien soll es inzwischen ein Standardtreibstoff sein. (wäre für ROBI interessant, da er ja einen Schweden Urlaub plant) Auf meine Anfrage bei der Firma RMG-Rapsol (habe die Daten vom PINZ hingemailt) bekam ich die Auskunft, dass der PINZ ohne Steuergerät mit E 85 betrieben werden kann. Mann sollte mit 50 zu 50 anfangen und testen wie der Motor sich verhält und dann steigern. Mit den Diagnose-Zündkerzen lässt sich ja gut kontrollieren ob die Verbrennung sich verändert. Preislich wäre es natürlich hoch interessant - 1 Liter kostet momentan ca. 85 Cent. Es gibt auch ein Forum, dass sich mit E 85 befasst. Einige sprechen von erheblichen Mehrverbrauch (vor allem bei Vollast), andere schreiben von 5 % mehr Durchfluss...

Hat sich schon jemand mit dem Thema befasst oder gibt es sogar praktische Erfahrungen mit E 85 beim PINZ???
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Pinzlinger
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E85

Beitrag von Pinzlinger »

Hallo Peter,

ich beschäftige mich schon seit mehr al 6 Jahren mit Ethanol als Kraftstoff. Als E5, E85 oder E95

Eine komplette Beschreibung würde meine Schreiblust heute sprengen, aber ich hab schon einige Zeit darin investiert (nur geistig)

Der stöchiometrische Luftbedarf von C2H5OH ist etwa 9:1 gegen 14.7:1 beim Benzin, das heisst um den Faktor kann er mehr Sprit umsetzen - hat aber gegenueber vom Benzin, schon Sauerstoff in der verbindung.

Die Viskosität ist etwa 3x so hoch

die Kaltstarteigenschaften werden durch den hohe verdunstngswärmeenzug massiv schlechter.

höhere Oktanzahl (102) dadurch Mehrleistung und minderverbrauch bei entsprechender Verdichtngserhöhung möglich

Erhöhter verschleiss an den Ventilsitzen

Generell bessere Verbrennung da stabilere verhältnisse

Bessere Emissionen

Durchführung (rechnerisch)
meiner Meinung kann man beim Pinzi bis zu 20-25%Ethanol dazumixen ohne dass nennenswer was passiert. ein bisschen mehrverbrauch wird vielleicht einspielen.

Bei E85 müssen die vergaserdüsen angepasst werden. Nicht nur die Menge , auch die Viskosität spielt eine Rolle. Das kann meiner Meinung nur auf einem Prüfstand geschehen.

E95 wäre das Ziel (CO2 neutral) aber da muss man wahrscheinlich eine Startkraftstoffanlage rüsten. (E95 ist 95%ethanol 5% Wasser)

ich will schon seit mehr als 5 jahren einen Haflingermotor als Proband für Ethanol umrüsten - aber nochnicht dazugekommen! Vielleicht wirds doch ein Pinzi?

ABER ACHTUNG: Herkömmliche Benzinschläuche, Membranen und Dichtungen mögen das Ethanol nicht unbedingt! Auch das Motoröl muss begutachtet werden!

Nadann, wer hilft mit? ich bin dabei was umzusetzen!

grüsse

Stefan
Haflinger&Pinzgauer&Saurer
"Wenn ein Ingènieur zu träumen beginnt sticht er jeden Dichter aus"
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Peter Lustig
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Beitrag von Peter Lustig »

hhhhmmmm... Ethanol scheint vom Interesse her nicht "der Knüller" zu sein. Schön, dass zumindest Stefan sich mit dem Thema befasst hat. Stefan spricht vom benötigten Prüfstand, den habe ich natürlich nicht. Als Laie würde ich sagen, dass mittels Diagnose-Zündkerzen mit gleichzeitig angeschlossenenem Abgasmessgerät doch auch sehr genau beurteilt werden kann, wie die Verbrennung abläuft. Oder sehe ich da etwas falsch? Eine Ersparniss von 40 - 50 Cent pr. Liter ist doch ein triftiges Argument dafür, sich näher mit dem Thema zu befassen, oder?
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fodrasca
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Beitrag von fodrasca »

Peter Lustig hat geschrieben:Eine Ersparniss von 40 - 50 Cent pr. Liter ist doch ein triftiges Argument dafür, sich näher mit dem Thema zu befassen, oder?
Hallo Peter,

an sich hört sich das schon interessant an - vor allem, da keine teuren Umbaumaßnahmen erforderlich sind.

Ich für meinen Teil werde aber trotzdem eher zum Flüssiggas (LPG) tendieren, wenn ich etwas in diese Richtung angehe.
Das hat zwei Gründe:
1. Es ist nochmal deutlich günstiger.
2. Ich kann mir sicher sein, dass die Preise für LPG sich inflationsbereinigt in den nächsten 11 Jahren nicht ändern werden. Ethanol wird mit hoher Wahrscheinlichkeit in den nächsten Jahren steuerlich an herkömmliche Kraftstoffe angepasst. Damit wird's finanziell uninteressant. Die Prognosen gehen auch eher dahin, dass Bio-Kraftstoffe (also Biodiesel und Ethanol) in den nächsten Jahren sich auch unabhähgig von der steuerlichen Entwicklung deutlich verteuern werden, weil die Nachfrageentwicklung die Angebotsentwicklung deutlich übertreffen wird. Also eine ähnliche Entwicklung, wie sie sich auch bei Holzpellets gezeigt hat - nur sehr viel drastischer.
LPG hingegen bleibt bis 2018 steuerbegünstigt und ist als "Abfallprodukt" verschiedener Industrien ausreichend verfügbar.
Ich hatte bisher nur leider keine Zeit, mich mit einem Umbau zu befassen.
Viele Grüße

Christian
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Pinzlinger
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Beitrag von Pinzlinger »

Peter Lustig hat geschrieben: Schön, dass zumindest Stefan sich mit dem Thema befasst hat. Stefan spricht vom benötigten Prüfstand, den habe ich natürlich nicht. Als Laie würde ich sagen, dass mittels Diagnose-Zündkerzen mit gleichzeitig angeschlossenenem Abgasmessgerät doch auch sehr genau beurteilt werden kann, wie die Verbrennung abläuft. Oder sehe ich da etwas falsch? Eine Ersparniss von 40 - 50 Cent pr. Liter ist doch ein triftiges Argument dafür, sich näher mit dem Thema zu befassen, oder?
Hallo Peter,
Grundsätzlich kann man mit Diagnodekerzen schon etwas feststellen und ein Abgasmessgerät auch aber das kernproblem ist dass man das in allen Drehzahl- und Lastzuständen kontinuierlich abfahren muss. Also auf der Strasse fast unmöglich.
Einstellung im Leerlauf ist recht nett, hat aber nichts mit der Gemischbildung unter last zu tun.

Normalerweise muss man folgende Messungen machen: ein Kennfeld mit folgenden Parametern:
Drosselklappe: 0°, 5°, 10°, 15°, 20°, 30°, 40°, 50°, 50°, 70°, 80°, 90°
bei den Drehzahlen: 900, 1000, 1500, 2000, 2500, 3000, 3500, 4000, 4500

gemessenwerden muss:
-tats. Drehzahl,
-tats. Drosselklappenwinkel
- Motordrehmoment (Reaktionsmoment)
- Kraftstofffluss
-wenns geht Zündzeitpunkt
- öltemperatur
- zylinderkopftemp
- Ansauglufttemp
- Abgastemp
- Abgas CO
- Abgas O2
- Abgas CO2
- Abgas ppm HC
- Lambda

und viell noch andere intereess. Grössen - sodass der Betriebszustand jederzeit reproduzierbar und vergleichbar ist.

Dann muss man bei jedem messpunkt dem Motor etwa 0.5-1 min konditionieren lassen.

Mit diesem Wissen kann man sicherlich dann die richige Düsenbestückung wählen - ohne einen Motorschaden zu produzieren.

Auch wenns schwierig klingt - das ganze ist nicht so aufwändig wies aussieht. Vieles lässt sich mit einfachen Mitteln messen. Mann muss das nicht alles elektronisch erfassen - man kann auch die Werte ablesen und in eine Tabelle eintragen und dann auswerten.

Die Arbeit dran ist nur dass man das sicherlich mindestens ein bis 2 Dutzend mal macht bis es passt...

Als einfachere Lösung wäre eine Installation einer "wide range" Lambda Sonde - und den Messwert während der Fahrz anzeigen lassen. Dann kann man feststellen wo man ist und sicherlich auch zuverlässige Werte fidnen.

Ich hab schon lange vor solch eine Untersuchung zu machen - geplant wars eigentöich mit einem Haflingermotor (einfacher). Wenn wir zusammenhelfen können wir das mit dem pinzimotor auch machen. Ich würde mitmachen und mein Wisse miteinbringen.

Schöne Grüsse

Stefan
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Peter Lustig
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Beitrag von Peter Lustig »

Also, ich finde das Thema nach wie vor interessant - nur habe ich nicht die Möglichkeiten großartige Messungen vorzunehmen. Was ich beitragen kann, tue ich natürlich gerne!

Die genannten Argumente für Umbau auf Gas sind richtig - aber da für den Betrieb mit Ethanol kein eigentlicher Umbau (2. Tank etc.) erforderlich ist und Ethanol auch mit Benzin gemischt werden kann, ist der Aufwand erheblich geringer und die Kosten auch. Hatte auch mal an Gas gedacht, aber ich bringe keinen entsprechend großen Tank unter und dann die Kosten...

Schauen wir mal was (mit Pinzlingers Hilfe) aus dem Projekt wird. Einen Motorschaden möchte ich natürlich nicht riskieren.
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eniac
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Beitrag von eniac »

Denke mal das Thema holt uns bald wieder ein.
Sobald ARAL das Normal abschafft und dem Super 20% Biomasse zugemischt
wird. Laut eines hier im Forum schon genannten Vergaserspezialisten
ist es eigentlich kein Problem der Vergaserfahrzeuge, eher der aus den 90ern.

Beim Pinzgauer muss im Zweifelsfall nur das Gemisch etwas Fetter
gestellt werden. Mit Mehrverbrauch ist dadurch wohl auch zu rechnen.
Grüße

derStefan
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