Heute ist die CD mit den Bildern und dem Bericht gekommen.
Die <a href="http://www.fem-siegen.de/Tunesien/index.htm" target="_blank">Bilder</a> zum Bericht findest du <a href="http://www.fem-siegen.de/Tunesien/index.htm" target="_blank">hier</a>Peters Tunesien Bericht hat geschrieben:„Wer eine Reise macht, kann bekanntlich vieles erzählen...“
Etliche Forumsmitglieder haben bereits Wüstenerfahrung, dazu gibt es im Forum schon
Reiseberichte und etliche Beiträge zu den verschiedensten Fragen die in Verbindung
mit einer Wüstentour auftreten können. Ich will mich daher hier nicht groß
„schriftstellerisch betätigen“ sondern beschränke mich auf den Versuch einige Eindrücke
wiederzugeben. Die Kommentare zu den einzelnen Bildern „das ist eine Düne und das ist auch
eine Düne, hier sitzen wir fest etc.“ lasse ich auch mal beiseite...
15 Jahre habe ich gebraucht, bis ich meinen „Traum von der Wüste“ endlich umsetzen
konnte; entsprechend hoch war die Erwartung, von der Vorfreude ganz zu schweigen.
Vorab kann ich sagen, dass es für uns ein einmaliges Erlebnis wurde.
Drei gut ausgerüstete Fahrzeuge (Unimog 1300 L, Mercedes G 290, PINZ 710 K), 5 Per-
sonen und drei Wochen Zeit – es kann endlich losgehen! Nach einer chaotischen Fahrt
nach Genua und einer traumhaft ruhigen Überfahrt nach Tunis setzen wir unsere Füße
(bzw. die Reifen) auf afrikanischem Boden. AFRIKA! Das klingt irgendwie anders als
Tunesien – abenteuerlicher, fremdartiger – weniger tourimäßig... Die unendlich vielen
Geländewagen (etliche vom Überschlag gezeichnet) die in Genua von der Fähre runter-
fahren und die unterschiedlichsten 4x4 die mit uns im Fährhafen auf die Überfahrt nach
Tunis warten, hatten uns schon gefühlsmäßig entsprechend auf die Wüste eingestimmt..
Vergeblich halten wir Ausschau nach weiteren PINZIS – erst bei der Rückfahrt treffen wir
auf ein nettes belgisches Team mit einem 6x6 M die aus Libyen zurückkamen.
Kurz nach dem Fährhafen wird die erste Tankstelle angesteuert - es sollen noch viele
folgen! Tunis lassen wir schnell hinter uns und wir fahren Richtung Djerba. Die Küsten-
Landschaft ist flach und wirkt sehr zersiedelt. Kein überzeugender Anblick. Auffallend
die vielen Polizeikontrollen – als Touris werden wir aber immer freundlich durchgewun-
ken. Natürlich tauchen wir unterwegs in das Getümmel einer Medina ein. Trinken unse-
ren ersten Pfefferminztee und genießen das fremdländische Treiben. Alles ist so auf-
regend anders... Bevor es in „die Wüste gehen kann“, müssen wir unsere Genehmigung
fürs Sperrgebiet abholen. Das ganze „Drumherum“ bis wir die Papiere hatten wäre eine
Geschichte für sich... Dann weiter zum Militärposten. Nochmals lernen wir die tunesische
Bürokratie hautnah kennen. Irgendwann haben wir alle Stempel, Papiere und beglaubigte
Kopien beisammen und es kann losgehen...
Bis wir die ersten Dünen sehen ist schon einiges von unserer Urlaubszeit aufgezehrt...
Aber die ganze Strapaze ist schnell vergessen, als wir von der Piste abbiegen und
unser erstes Lager in den Dünen aufschlagen. Noch sind die Dünen unspektakulär,
trotzdem freuen wir uns wie die kleinen Kinder, saugen die Stille auf, laufen durch
den Sand und staunen über den Sternenhimmel. Wir sind angekommen! Wir sind
in der Wüste! Und wir haben noch 10 Tage reine Wüste noch vor uns! Ein göttliches
Gefühl.
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Am nächsten Tag fahren wir einen warmen, sehr mineralhaltigen Brunnen an. Tut das
gut! Ich will gar nicht mehr aus dem wohligen Bad raus – aber die Wüste ruft und so
richten wir die Motorhauben gen Süden. Ich hätte mir nie gedacht, dass die Wüste so
abwechslungsreich ist. Nicht nur, dass es die verschiedensten Dünenformationen gibt,
wir fahren auch durch große Ebenen, sehen Tafelberge und stoßen auf Korallenriffe.
Es hatte vor kurzem geregnet und Pflanzen blühen, die verschiedensten Grüntöne bilden
einen wunderschönen Kontrast zu den Sandfarben. Feuersteinscherben und Pfeilspitzen
zeugen von einer längst vergangenen Kultur. Überhaupt drängen sich hier in der Einsamkeit
eher philosophische Fragen nach „Zeit Raum und Ewigkeit“ auf. Wo komme ich her? Wo
gehe ich hin? Sobald die Motoren angelassen werden beschäftigen mich wieder andere
Dinge... Wie fahre ich diese Düne an, wie komme ich eine steile Abfahrt heil runter? Wie
sieht es mit dem Verbrauch aus? Welcher Luftdruck ist angesagt? Die bisherige Gelände-
Erfahrung kommt mir zugute – aber Sandfahren ist eine ganz eigene Kategorie... Es dau-
ert, bis ich ein Gefühl für das Dünenfahren entwickelt habe. Welcher Gang ist der richtige?
Wie viel Schwung brauche ich? Bei den Abfahrten fällt es mir schwer die Spur zu halten –
den Mitstreitern stehen beim bloßen Zuschauen die Nackenhaare zu berge. Es liegt sicher
an meiner mangelnden Erfahrung, aber auch an den Reifen. Sie entwickeln ein bislang
unbekanntes „Eigenleben“. Je weiter wir nach Süden kommen, desto höher werden die
Dünen. Das Fahren macht einen Heidenspaß und der PINZ macht vor Freude immer
wieder Luftsprünge oder tanzt reifenschonend auf „zwei Beinen“ und vor lauter Übermut
säuft er den Sprit als ob wir an der Tankstelle nichts dafür bezahlt hätten. Drohe „ihm“
insgeheim schon mit dem Verkauf – scheint ihn aber nicht zu beeindrucken. Kurz vor
dem Militärposten im südlichsten Zipfel drehen wir die Vorderräder wieder Richtung
Norden. Da wir kaum Piste fahren schrumpfen unsere Benzinvorräte zusehends –
immerhin hatte ich insgesamt 420 l Benzin gebunkert – und so steuern wir El Borma an.
Nebenbei bemerkt; Tunesiens teuerste Tankstelle!
Die üblichen Formalitäten beim Militär erledigen und dann geht es „Querfeldein“ entlang
der algerischen Grenze Richtung Ksar Ghilan. Es erstreckt sich hier ein nicht enden
wollendes Dünenmeer – jetzt wissen wir auch, warum kaum jemand diese Strecke fährt.
Wir hatten so viele spannende Punkte (Seen, Quellen, Oasen, historische Städte) auf
unserer Agenda. Abgesehen von einem ausgetrockneten See konnten wir aus Zeitmangel
nichts anfahren – die Wüste hatte uns so richtig in ihre Klauen genommen. 5 Tage später
erreichen wir – angefüllt mit vielen wunderschönen Eindrücken; die Sonnenuntergänge,
die wiederholten Begegnungen mit Nomaden, der großartige Sternenhimmel mit den
vielen Sternschnuppen, die abendlichen Stunden am Lagerfeuer, die guten Gespräche
nicht zu vergessen und dann das Gefühl von Kameradschaft und gemeinsam erlebtem Abenteuer –
die Oase Ksar Ghilan. Nach entbehrungsvollen Tagen gierten die Raucher
unter uns nach der ersten Zigarette, unsere Mädels hatten sich tagelang auf ein kaltes
Cola gefreut – und dann auch bekommen. Ich hätte mich am liebsten mit einer Flasche
Wein unter eine Palme gesetzt – aber das geht dort ja nun mal nicht....
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In Ksar Ghilan noch 20 l Reserve aufgefüllt – oder waren es 40 Liter? Hier trennen sich
auch unsere Wege. Marga und ich müssen die Fähre erreichen, die anderen Teilnehmer
haben noch 5 spannende Wochen Libyen vor sich – die Glücklichen! Mit Tipps für Über-
nachtungsplätze und den besten, gegenseitigen Wünschen nehmen wir Abschied. Fahren
die Piste Richtung Norden. Es muss schwer geregnet haben, wir durchfahren immer wieder
lange, sehr schmierige Passagen. Einige Strecken sind ganz im Wasser verschwunden.
Schauen uns noch die Medina in Kairuan an – wirklich lohnenswert, besonders die kleinen
Handwerker-Gassen abseits des Trubels. Dort kaufen wir für umgerechnet 0,30 € die
leckersten Pommes. Auf der Karte entdecken wir in ca. 100 km Entfernung einen großen Stausee.
Über kleine Straßen tuckern wir diesem letzten Übernachtungsplatz in Tunesien
entgegen. Uns ist schon recht schwer ums Herz – der Urlaub geht definitiv seinem Ende
entgegen. Gerne wären wir länger geblieben! Genießen nochmals die Ruhe und lauschen
den vielen Wasservögeln. Ein großes Gewitter zieht auf und beglückt uns mit tollen Licht-
verhältnissen und einem wunderschönen, doppelten Regenbogen. Ein wahrhaft würdiger
Abschied den uns die Natur da bereitet hat! Am nächsten Morgen freuen wir uns über die
grobstolligen Reifen... Der Rest ist schnell erzählt; die letzte Strecke führt uns durch eine
schöne Gebirgslandschaft und bevor wir uns versehen haben wir den Stadtrand von Tunis
erreicht. Vorher machen wir aber noch unsere letzte Rast vor der Fähre an einem äußerst
beeindruckenden römischen Viadukt. Dann geht alles sehr schnell. An der Fähre ist wenig
los und als eines der ersten Fahrzeuge fahren wir (nach lächerlich vielen Kontrollen und
Stempeln) dann auf die Fähre. Bis weit in die Nacht hinein sitzen wir draußen in einer
windgeschützten Ecke und nehmen wehmütig Abschied von „unserem“ in der Dunkelheit
verschwindendem Afrika...
Viel Sehenswertes haben wir diesmal ausgelassen, viele schöne und spannende Erlebnisse
habe ich in dem kleinen Bericht ausgelassen. Dass wir nicht alles gesehen haben mag für
uns als Anreiz dienen wieder dorthin zu fahren – dass ich dir nur einen ganz kleinen Aus-
schnitt der Reise erzählen konnte, mag für dich ein Grund sein selber mal in die Wüste zu
fahren – eines kann ich Versprechen; es lohnt sich....