Polen

Touren und Reiseberichte aus dem europäischen Ausland

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Peter Lustig
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Polen

Beitrag von Peter Lustig »

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Wir sind im "Abseits" angekommen. Ein riesiges Sandgelände (mega Truppenübungsplatz?) liegt vor uns. Spuren von Motocrossrädern...

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Immer wieder Sand. Durch den Regen oft abenteuerliche Pisten die nicht ohne sind...

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Tja, der Sand. Wer hätte das in Polen vermutet? Mit unseren MIL-Reifen kamen wir da schon ab und zu ins "Schwimmen" - manche Strecken hätten wir zurück (bergauf) mit Sicherheit nicht geschafft.

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Ein typischer Übernachtungsplatz... Da gibt es auch Bilder von einer gigantischen Eiche mit über 6 Meter im Umfang...

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Eigentlich ein unnützes Bild - aber das zeigt nur den Anfang einer spannenden Strecke nach einer kurzen Regenschauer. Vorher war alles trocken...

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Wieder eine Sandebene. Die sind zu klein um auf einer Karte eingezeichnet zu sein - also reiner Zufallstreffer. Toll zum "Spielen" für groß und klein.

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Gut, haut einen echten Offroader auch nicht aus den Socken - aber das ist nur der Anfang des Weges... Überraschungen jeglicher Art sind vorprogrammiert - garantiert!

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Die Heidelandschaften mit den leuchtenden Birken möchte ich euch nicht vorenthalten. Ein Besuch in einem anderen Land besteht ja nicht nur aus Offroaden... Die freundlichen Wildschweine, die immer wieder unsere Wege kreuzten oder nachts um uns herum waren, wollten sich partout nicht fotografieren lassen. Auch die Fischadler waren zu weit weg und die Eißvögel einfach zu schnell für einen alten Mann.

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Pfützen, o.k., das hatten wir schon. Aber die sind plötzlich nicht nur vieeel tiefer als gedacht, sondern bringen auch den PINZ ruckzuck in eine ungewollte Schräglage. Nicht die Wassertiefe ist das Problem, sondern die nicht zu erkennende Bodenformation... Das übliche Lied halt.

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Gaaanz harmlos, das erkennt doch jeder! Oder? Na, ja, ganz kleinlaut muss ich zugegeben; ich habe nicht erkannt, dass es eben doch nicht so ohne ist... Ein bisschen Sand, etwas Kies und ein Hauch von Wasser. An den Reifen erkennt man, dass schon die Anfahrt gewisse Anzeichen des Bevorstehenden signalisierte. HIER hätte ich noch zurück gekonnt! Gut, einen Tag später sind wir ja auch, dank guter Ausrüstung und eines vortrefflichen Fahrzeuges (die Leistungen von Beifahrerin und Fahrer lasse ich mal außer Acht) aus einer ausweglos erscheinenden Situation (dazu aus eigener Kraft) wieder "flott" gekommen.

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Sieht recht freundlich aus, ein bisschen Stecken halt... Aber hier nahm ein 22 stündiges Drama seinen Lauf. Alles zu beschreiben sprengt den Rahmen - schade, dass keiner alles gefilmt hat!!! Ich möchte nicht unbedingt daran erinnert werden. Wer hat es schon gerne, an seine mangelnde Urteilskraft erinnert zu werden? Missen möchte ich diese und viele anderen Erfahrungen trotzdem nicht.

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Bergeaktion in Sandalen, wer hatte noch nach meinen Socken gefragt??? (Sandalen und Socken konnte ich danach wegwerfen). Da war ich noch gaaanz cool drauf. Manni macht das schon... (Manta Manta - gab mal so ein Film...)

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Stunden später; sieht doch nicht schlecht aus, oder? Trugschluß; es gab in dieser Richtung keinen Ankerpunkt (z.B. Baum) für den Greifzug. Also wieder irgendwie "zurück, vor, zurück, vor u.s.w."

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Wir sind inzwischen recht desillisioniert. Vor und zurück durch den Fluß, dann wieder alles nochmals in umgekehrter Reihenfolge und dann wieder und wieder. Auto droht zu kippen - also; wieder zurück... Aber ein Ausweg scheint gefunden; ab durch die Mitte. D.h. eine Sandbank erklimmen, das dahinterliegende trockene Flußbett durchqueren, dann einen Steilhang zum Wald hinauf, irgendwie... und anschließend ein paar "Hindernisse" überwinden (Bäume, Gräben). Schauen wir mal...

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Es scheint vorwärts zu gehen - noch ist es ein frommer Wunsch! Erst nach einer Nacht im Freien, vielem Schaufeln und anderen Bergemanövern soll er langsam Wirklichkeit werden...

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Ein gutes Auto ist viel wert - aber erst im Zusammenspiel mit Tatkraft und Verbissenheit ALLER Beteiligten kommt man ans Ziel...

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Es wird dunkel. Regenwolken ziehen auf. Sandblech versenkt. Draußen schlafen - mögen uns die Mücken? Wird es Regnen? Auto steckt noch fest. Morgen, wenn kein Hochwasser kommt, werde ich die Sandbank teilweise abgraben. Viele Fragen schwirren im Kopf herum. Nachts Besuch von völlig besoffenen Katastrophen-Touristen - gut, über den Fluss sind sie nicht gekommen. Gegröle, Suchscheinwerfer etc.

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Am Morgen danach. Inzwischen ist der PINZ soweit geborgen, dass er auf der Sandbank steht! "Nur" noch eine trockene Flussbettdurchquerung, die Erklimmung des Steilhanges zum rettenden Wald und ein paar Bäume stehen als Herausforderung an. Und dann natürlich das Einpacken aller Utensilien...

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Ein Abschiedsbild. Wo früher dichtes Buschwerk war ist jetzt "lichtes Unterholz". Das Sandblech war nicht zu retten - was solls? Wenn einer von euch vorbeikommt, bitte fotografieren... Alle Probleme sind noch nicht gelöst - irgendwie wird sich dieses aber finden lassen. (Einzelheiten erspare ich euch oder wurden in anderen Beiträgen schon angeschnitten)

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Habe es mir nicht nehmen lassen, "den Fluss des Verhängnisses" noch mals ohne Fahrzeug - allerdings aus einer anderen Perspektive - zu fotografieren. Ist doch richtig idyllisch, oder?

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Schwer zu beschreiben, aber hier geht nur eines; PINZ

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Ein friedlicher Heideweg; wo führt er hin? Traue keinem Weg - von jetzt auf gleich ändert er sein Gesicht. Glaub es mir...

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Eine tolle Seenlandschaft. Marga beobachtet eine Kormoran-Siedlung auf einer Insel.

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Natur pur; einmal inne halten. Vielleicht ein Lagerfeur machen?! Baden. Ausspannen...


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Mit dem K passen wir HIER noch gut durch. Oft genug wurde es aber auch für uns eng. Angst vor Kratzern sollte man bei dieser Tour nicht haben! Mit einem SAN geht es vielleicht auch - vorausgesetzt man ist bereit hier und dort auch mal den Rückzug anzutreten; wenn es geht...

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Ein versönliches Abschiedsbild - die Abendsonne wirkt doch verheißungsvoll. POLEN, wir kommen wieder!!!

(Bilder im Auftrag von Peter eingestellt, ich denke, der Text kommt bald! :wink:)

Erstmal herzlichen Dank an Stef@n für die logistische Unterstützung beim Einstellen der Bilder. Es freut mich, dass so reges Interesse (von der Anteilnahme ganz zu schweigen) für diesen Tripp besteht. Ich kann diesen Teil von Polen (mehr kenne ich nicht) nur empfehlen. Egal ob Familie mit Kindern, Freunde des Natur-Kulturreisens oder reine Offroadfreaks; hier wird für jeden etwas geboten. Gereist sind wir 7 Tage (insgesamt 2 Wochen) in einem kleinen Gebiet mit einer max. Größe von 200 x 200 km. Von Breslau aus (ca. 80 km nordöstlich) sieht man auf der Karte eine Seenplatte. Schöne Laubwälder und abenteuerliche Pisten - ist aber auch ein Naturschutzgebiet... Wir haben uns zurückhaltend dort im Gelände bewegt - im Übrigen galt für die ganze Fahrt; "Wo kein Richter ist, ist auch kein Kläger". Von dem Seengebiet sind wir nach Karte immer in Waldgebieten Richtung Nord-West gefahren. Es ist nicht so, dass die Wälder dort unendlich sind, man kann aber durchaus eine Woche non stop im Abseits unterwegs sein. Das Wegenetz in den Wäldern ist einfach genial. Es legt sich wie ein Gitternetz über die Wälder und es ist (anders als in Ungarn oder Rumänien) kein Problem einen Einstieg zu finden - einfach der Asphaltstrasse entlangfahren, nach rechts oder links schauen und schon ist man im Wald verschwunden.. In der Nähe zur deutschen Grenze wird alles touristischer; Fahrradwege, Wanderwege, Verbotsschilder. 50 km weiter nach osten gehört die Wälder, Seen, Flüsse aber (fast) nur dir - man trifft über Tage hinweg keinen einzigen Menschen. Trotzdem darf man sich nicht unendliche Waldgebiete vorstellen; ein bischen Karte schauen und die Augen offen halten...

Eingangs schrieb ich, dass es ein Urlaubsgebiet für jeden Geschmack ist. Für Kinder ist es ein echter Abenteuerurlaub mit riesigen Eichen, wunderschönen Seen, tollen Flüssen, Tierbeobachtungen, Lagerfeuer, Hütten bauen u.s.w. Und man ist immer in der Nähe der Zivilisation; also Einkaufen, Tanken etc. überhaupt kein Thema. Für die kultuell Interessierten bietet sich Breslau an (wunderschön), ebenso Görlitz und von dort ist es nur ein Katzensprung ins Elbsandsteingebirge (eine Wucht) und Dresden liegt um die Ecke. Je nach Anfahrtsroute bietet sich auch noch Prag an. Für den reinen Offroader hat man die Qual der Wahl - soft - mittel - oder bis zum Abwinken. Hier spielt die Jahreszeit eine wesentliche Rolle; bei uns war es am Anfang trocken - nach 1/2 Tag Regen sah es schon etwas anders aus. Nach 14 Tage Regen sind auch die ansonsten harmlosen Strecken eine echte Herausforderung!!! Bei vielen Passagen mit tiefhängenden Ästen ist beim SAN Vorsicht geboten - wir haben mit dem 710 K einiges an Zweigen "durchbrochen"; - die Forstleute dort fahren meist Suzuki oder Landy. Also wirklich empfehlenswert; vom Anfänger bis hin zum Profi. Umfangreiches Bergegerät nicht vergessen; mit einem Spaten ist es nicht getan - es sei denn man meidet die Herrausforderung. Manchmal ist der "Rückzug" auch der klügere Weg - ich finde dann nur meist den Rückwärtsgang nicht und vorwärts macht einfach mehr Laune... Oft gibt es aber auch kein Zurück.

Zu den Bildern möchte ich kurz hinzufügen, dass hier die harmlosen Situationen zu sehen sind. Die kulturellen Eindrücke habe ich ebenso - hier allerdings bewußt - beiseite gelassen. Die Bergeaktion im Fluß ist nur in der Anfangs- und Endphase dokumentiert worden. Zwischendrin drohte der PINZ seitlich umzukippen; wir mussten mehrfach vom einen Flußufer den Rückzug zum anderen Flußufer antreten, weil es Vorwärts einfach nicht mehr ging. Die Sandbank wurde durch schweißtreibendes Schaufeln weitgehends abgetragen (ein Lob an unseren Fiskars-Spaten) Unsere Sorge waren die dicken Regenwolken. Hätte es in der Nacht zu regnen angefangen, hätten wir nicht nur mit unserem "Außenlager" Probleme bekommen, sondern durch den u.U. bis auf 3 Meter und mehr ansteigenden Flußpegel wäre das Auto auch in ganz große Schwierigkeiten geraten. So wie es am Abend zustand (bei Anbruch der Dunkelheit wurde die Bergeaktion unterbrochen), hat uns eigentlich schon gereicht! Muss gestehen, dass ich zwischendrin nicht mehr die Nerven hatte um an´s Fotografieren zu denken. Fremdbergen war aufgrund des irre weichen Untergrundes nicht möglich. Ein Pole kam vorbei (ist mit seiner Alltagskleidung inkl Straßenschuhen einfach durch den Fluß gestapft) und meinte, dass er einen Bagger organisieren könne. Eine Stihl-Motorsäge würde er mir auch leihen. Die hätten wir benötigt, um eine ca. 300 m lange Schneise durch den Wald zu fällen. Ohne Schneise hätte der Bagger das Flußufer nicht erreichen können... Und dort standen BÄUME, keine Bäumchen. Wir sind letztendlich aus eigener Kraft durch den Wald rausgefahren und mussten dafür einige dünnere Bäume mit der Axt fällen - das dauert (Motorsäge hatte ich diesmal daheim gelassen) ist aber machbar - Geduld, Spucke, gute Axt (Fiskars) festen Willen und Kondition vorausgesetzt...

Gut, es gibt immer sehr viel zu erzählen, möchte aber hier auch nicht zu weit ausufern. Die Texte zu den Bildern erzählen ja auch noch einiges... Bei speziellen Fragen könnt ihr mich natürlich gerne anmailen.
Zuletzt geändert von Peter Lustig am Di Okt 13, 2009 11:07, insgesamt 7-mal geändert.
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Ungauer
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Re: Polen

Beitrag von Ungauer »

Peter Lustig hat geschrieben:
(Bilder im Auftrag von Peter eingestellt, ich denke, der Text kommt bald! :wink:)

:?: :?:
Wo isser denn, gräbt er noch das Sandblech aus :wink:

Im Ernst, sehr schöne Bilder

Gruß
Steffen
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eniac
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Beitrag von eniac »

Hammer !!!!

Super Bilder. Danke :D
Grüße

derStefan
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Pinzlinger
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Gratulation

Beitrag von Pinzlinger »

Hallo Peter,

sieht toll aus;

erwarte gierig mehr :)

Grüsse

Stefan
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Tatzelwurm
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Beitrag von Tatzelwurm »

na,super
Würde mich ja mal interesieren wo genau du gewesen bist.
Polen steht bei mir auch nochmal auf dem Programm.

Gruß Andreas
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setrine
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Beitrag von setrine »

riecht ein bisschen nach Dresden-Breslau :?
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Karlheinz
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Beitrag von Karlheinz »

Hallo ihr zwei

Das schaut ja richtig genial aus. Die Gegend, aber auch die Bergeaktion.
Mich wundert wie entspannt ihr an die Bergung des Fahrzeuges ran gegangen seid, oder täuschen die Bilder? Mich würde noch ein kleiner Bericht interessieren, wie der Ablauf war. Von den Gedanken, dem Einsinken und dem Bergen.

Vielen Dank nochmals für die schönen Bilder


Gruss Karlheinz
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Christopher
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Beitrag von Christopher »

Das sind echt klasse Bilder, danke!

Kann aber Karlheinz nur zustimmen.. ich wär da auch nicht so entspannt, wenn ich mit einem einzigen Fahrzeug, im Wasser und mitten in diesem gemeinen Zeug eingesunken wäre. Nicht schlecht und gut, dass du uns wieder heil zurückgekommen bist!

Was mich noch interessieren würde wie die Fahrspur auf dem 21. Bild (also dem 6. von unten her) ausgesehen hat, bevor ihr da durch gefahren seid. War da überhaupt ne Fahrspur? Oder waren das vorher auch schon zwei solche Drainage-Gräben? :)

Gruß

Chris
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Richard86
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Beitrag von Richard86 »

Hehe das sieht wirklich der Gegend in der die Breslau ausgetragen
wird sehr ähnlich.
Waldwege, Sümpfe und vor allem die Bergeaktion :wink: .

Es reizt mich eh schon wieder hinzufahren.

lg Richard


p.s. Bei einer Bergeaktion, solange es nicht im Bewerb ist (wobei eigentlich auch da)
ist die ruhige und bedachte Vorgangsweise sowieso die besste.
Es geht ja um nichts. 8) Geht meistens auch schneller und materialschonender.
Ich hatte mal Superkräfte bis sie mir der Psychiater wegnahm....
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Peter Lustig
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Beitrag von Peter Lustig »

@ Karlheinz
Nein, mir ging schon der Arsch auf Grundeis. Hätten wir die haarigen Situationen fotografiert, würdest du verstehen warum. Geärgert habe ich mich, dass ich völlig unnötig (reine Abenteuerlust) und trotz der Vorzeichen beim Fahren auf der Sandbank (tiefes Einsinken) in den Fluß hinein bin. Normal meide ich - da wir meistens alleine sind - jedes unnötige Risiko. Gut, Ausnahmen bestätigen die Regel. Die Bergeaktion zu beschreiben ist nicht leicht. Du musst dir einen flachen Fluß vorstellen in dem mehr oder weniger hohe Sandbänke sind. Ich wollte durch den Fluß auf eine solche Sandbank fahren, ein paar Fotos machen (schließlich will man dem Forum ja was bieten) und dann den Rückzug antreten. Im Fluß sackte der PINZ einfach ab. Ein bisschen vor, ein bisschen zurück; aber er grub sich immer tiefer ein. Habe recht früh 4 Sandbleche und den Spaten eingesetzt, aber mit Graben war nix, denn der Kies rutschte immer wieder nach. Um die Sandbleche drunter zu bekommen, waren die Räder schon zu tief drin. Mittels 1,6 Tonnen Seilzug und (wenn das Seil lang genug war- also je nach Position im Fluß) Umlenkrolle wurde mal zum rechten Flußufer hin geborgen und wenn nix mehr ging (z.B. extreme Schräglage), dann wieder alles abgebaut (Seilzug mit 20 m Seil + 25 Gurt) und durch den Fluß geschleppt, Böschung hoch und Baum gesucht. Tja, und das etliche male - mal von rechts nach links und dann wieder alles retour. Das geht ganz schön auf die Kondition... Als es dunkel wurde (also 5-6 Stunden später) stand der Pinz zwar gerade und mit den Vorderrädern auf einer Sandbank - dafür saß er hinten dermaßen drin, dass man die Heckklappe nicht mehr öffnen konnte. Vorne gruben sich die Räder ebenfalls ein. Am nächsten morgen habe ich dann gesehen (trotz 3,2 Tonnen Zugkraft), dass die Räder sich keinen Millimeter bewegten. Rätsels Lösung; ich hatte ein 1,5 Meter Stahl-MIL-Sandblech übersehen. Das hatte sich hochkant gestellt und war nun durch die Zugkraft am PINZ (Seilzug) durch Ankanten an das Untersetzungsgetriebe 1 Meter in den Boden gerammt worden - zudem war es oben an einer Ecke abgeknickt. Vorwärts ging also rein garnichts mehr, das Blech entfernen war unmöglich - also wieder alles Abbauen und zurück in den Fluß - na, ja, wir hatten ja langsam Übung. Auch auf das wahrscheinliche Risiko hin, dass Lenkgestänge oder schlimmeres dran glauben muß, haben wir dann den PINZ mit Gewalt rückwärts über das Blech gezogen. Das Sandblech steht übrigens immernoch im Fluß - keine Chance es herauszubekommen. Ohne die Unterstützung der "besten Reisebegleiterin aller Zeiten" und ihrem nie versiegenden Humor + aufmunternde Worte wäre ich wohl heute noch am Schaufeln. Die Gedanken und Gefühle waren ein echtes Wechselbad; mal dachte ich, dass wir es geschafft haben, dann wiederum sah es absolut ausweglos aus. Ich denke, dass gerade hier überlegtes Handeln das A + O ist. Nur, dass muß man auch erstmal hinbekommen. Als es schwierig wurde und es klar war, dass wir sooo einfach nicht rauskommen, habe ich erstmal verschiedene Möglichkeiten durchdacht und erkundet. So kamen wir denn auch auf die Lösung nicht durch den Fluß (irgendwann) zurück zu fahren, sondern lieber die Sandbank etwas abzugraben, die Böschung zum Wald irgendwie bewältigen und dann ein paar Bäume (mit entsprechendem Schweißeinsatz) zu fällen. Das hat ja dann auch funktioniert...

@ Tatzelwurm

Wir haben eine Michelin-Karte 1:250.000 "Süd-West Polen" dabei gehabt. Michelin bietet vier zusammenpassende Karten an - die decken dann ganz Polen ab. Die Papierqualität ist aber eher mau. Gefahren sind wir im Dreiländereck "Tschechien, Deutschland, Polen". Riesengebirge ist sehr schön, aber auch touristisch. Die Nähe zur deutschen Grenze meiden - ansonsten haben wir "freie Fahrt für freie Bürger" erlebt. Gut, es gibt mal so Schilder mit einer Tanne und einem durchgestrichenen Menschen drauf. Ist aber selten und wenn sind wir einfach 1 km weiter gefahren, bis ein Weg ohne Schild kam. Ab und zu (wenn es spannend aussah), sind wir am Schild vorbei in den Wald - steht ja nur, dass keine Menschen hinein dürfen (denke wegen Waldbrandgefahr) - vom PINZ stand da nichts...

@ Christoper

Wir sind aus einem Wald (mehr oder weniger querfeldein) herausgekommen und vor uns lag eine große freie Fläche. Ich hatte den Eindruck, dass mal vor unendlichen Zeiten eine Spur dort vorhanden gewesen ist - wenn nicht, dann mache ich mir halt meine eigene. Habe ich so gedacht. Bin ohne Allrad aber mit Untersetzung und recht unkonzentriert drauf los gefahren und auf einmal rutschte ich links ab und saß so richtig schön im Morast. Das hat mords gestunken... Drehen ging nicht, da zur einen Seite ein Graben war und auf der anderen Seite das Moor lockte. Hätte also unter schwierigen Bedingungen hunderte von Metern rückwärts fahren müssen. Hab auf Lücke gesetzt, alle Sperren rein, und mit "so viel Gas wie nötig und gleichzeitig mit so wenig Gas wie möglich" durch. Hat ja auch geklappt - nur blöd, dass man das vorher nicht weiß! Wir sind teilweise über 40 cm eingesunken. Als wir durch waren konnte ich ja auch ein Foto machen, immerhin. Das sind die Momente, wo man seinen PINZ streichelt und nur lobende Worte findet. Von den Zeiten, wo ich ihn an die Wand klatschen möchte, erzähle ich besser nicht. Dass ist auch nie im Urlaub, sondern eher daheim beim Schrauben. Aber ein Lobgesang auf die Entwickler des PINZ; denn erst seitdem wir dieses Fahrzeug haben, können wir uns ohne Begleitfahrzeug ins Abenteuer stürzen (mit Patrol, HZJ-78 und Konsorten war das so absolut nicht möglich). Schon ein tolles Gefühl!

Text zu den Bildern folgt...
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Karlheinz
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Beitrag von Karlheinz »

Hallo Peter

Danke für die ausführliche Beschreibung deiner Strapazen.

Geärgert habe ich mich, dass ich völlig unnötig (reine Abenteuerlust) und trotz der Vorzeichen beim Fahren auf der Sandbank (tiefes Einsinken) in den Fluß hinein bin. Normal meide ich - da wir meistens alleine sind - jedes unnötige Risiko.
Hat dich die "beste Reisebegleiterin aller Zeiten" nicht von deinem Vorhaben abbringen wollen oder können?
Meine Copilotin hat mir angedroht sich bei so einer Aktion auf den Campingstuhl zu setzen und mir zu zusehen.
Darum habe ich solche Einsätze bis jetzt vermieten, ich möchte es nicht darauf ankommen lassen :P :P :P

Du hast einen 1,6 t Habegger, so wie es ja ausschaut war dieser für diese Aktion ausreichend. Wie schwer war dein Fahrzeug bei dieser Aktion?

Gruss Karlheinz
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Peter Lustig
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Beitrag von Peter Lustig »

@ Karlheinz

Die "beste Reisebegleiterin aller Zeiten" ist ja eben die Beste, weil sie (fast) alles mitmacht. Wenn sie mal ein "STOP" von sich gibt (war bislang nur einmal), dann weiß ich auch, dass ich vielleicht mal das Gehirn ein- und die Hormone ausschalten sollte. Ansonsten haben wir über die Jahre verteilt so viele Abenteuer erlebt, dass jeder vom anderen weiß, dass keiner "im Falle des Falles" kneift oder in Panik ausbricht. Mit anderen Reisekammeraden habe ich druchaus auch andere Erfahrungen gemacht. U.a. deshalb reisen wir so gerne alleine - man weiß einfach woran Mann/Frau dran ist. Die erlebten Abenteuer (und nicht nur die aus dem Urlaub) schweißen auch enorm zusammen.

Zum Habegger (bei uns Greifzug genannt) kann ich nur sagen, dass ich froh bin den 1,6 T gekauft zu haben. In Offroad etc. wurde das erheblich leichtere 800 kg Modell empfohlen - ist im echten Einsatz aber doch zu leicht. Beim Greifzug ist es so, dass die angegebene Zugkraft senkrecht gemeint ist - anders als bei Seilwinden. Wenn du nun die 1,6 T nimmst und eine Umlenkrolle zwischenschaltest, dann bist du bei einer Hebekraft von 3,2 Tonnen. Das entspricht immerhin dem zulässigen Gesamtgewicht eines 710 K. Nichts spricht gegen eine 2. Umlenkrolle und damit noch mehr Kraft - außer, dass man dann natürlich enorm viel an Seilen bzw. Bergegurten mitführen muss. Eine elektrische Seilwinde hat (z.B. bei Trophys) Vorteile - vor allem ist es bequemer. In unserem Fall hätte sie wenig geholfen, da wir immer wieder rückwärts bergen mussten - und das nicht zum ersten mal... Auch bei einem "Umfaller" hilft sie wenig - es sei denn, man ist mit 2 oder mehr Fahrzeugen unterwegs. Ich gehe hier halt vom "Alleingang" aus... Gewichts- und Preisvorteile lasse ich mal ganz unberücksichtigt.

Liebe Grüße auch an deine "Reisebegleiterin"...
Coco
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Beitrag von Coco »

Das klingt ja echt nach einem vorbildlichen Team...
Wenn man die Fotos sieht dann glaubt man auch dass ihr eine Menge Spaß hattet! :)
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M38A1
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Super Tour

Beitrag von M38A1 »

Hallo Peter,

super Tour mit hohem Au-Will-Faktor :wink:

Wie warst Du mit deiner Mil-Bereifung zufrieden ?
Ist denke ich 9.00x16 oder ? ... ich hatte mal dieses Nato Profil von Maloya in 7x16 auf dem Willys und das war aber eher "unterdisch" vermultich aufgrund des Alters (Erstbereifung aus Bj. 58)

Grüssle Micha
Tatzelwurm
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Beitrag von Tatzelwurm »

Das schöne ist man lernt jedesmal was dazu und kann zukünfige Situationen besser einschätzen.
Auf jeden Fall ist das der Urlaubstag der am längsten in Erinnerung bleibt. :lol: :lol:

Gruß Andreas
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Stef@n
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Beitrag von Stef@n »

Hallo Peter,

irgendwo schreibst du, dass kein Haltepunkt für den Greifzug zu finden war.
Wäre es eventuell gegangen, ein Sandblech auf der Sandbank einzugraben und da den Greifzug anzuschlagen? Oder hätt der Sand das nicht gehalten?
Gruß

Stefan
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Peter Lustig
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Beitrag von Peter Lustig »

Es ist wirklich so; die Spaziergänge im Sonnenschein vergisst man schnell - den Spaziergang, wo man vom Gewitter überrascht wurde kaum...

Ein Sandblech einzugraben geht theoretisch schon - hier konnten wir das in den Boden gerammte Blech nicht einmal bergen! Nach jedem Spatenstich füllte sich das Loch wieder umgehend. Deshalb konnte ich auch keine Rille für die Sandbleche graben, mit dem Ergebnis, dass ich sie nicht unter die Räder bekommen konnte. Sie kippten beim Versuch draufzufahren immer irgendwie seitlich weg. Der Untergrund war einfach extrem nachgiebig, eine ganz neue Erfahrung. Das fließende Wasser machte es auch nicht gerade besser.
kawahans
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Beitrag von kawahans »

Hallo Peter!

Danke für Deinen Bericht und trotz allem Glückwunsch zu Deiner Reise.

Hoffentlich sind solche Reisen noch länger möglich in Europa, es wird ja schon an allen Ecken und Enden reglementiert und verboten - Euch kann man die Erinnerung an diese Reise nicht mehr nehmen. Um Eure Kondition am Greifzug seid Ihr wohl auch zu beneiden :wink: wenn ich dort hätte werken müssen - au Muskelkater.

Liebe Grüße aus Graz!

kawahans
Pinzgauer !!!! ist wie eine Ehe: man löst Probleme, die man ohne nicht hätte.
Aber man tut´s gerne....
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Peter Lustig
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Beitrag von Peter Lustig »

@ M38A1

Sorry für meine späte Antwort. Die unberechenbare Tante Telekom hat mir mal kurzerhand den Zugang gesperrt. Eine haarsträubende Geschichte; aber die hat mit PINZGAUER wenig zu tun...

Ja, du liegst richtig. Wir fahren in Europa mit den 9.00 MIL und im Sand mit 285/75 BFG MT bzw. zukünftig AT. Der MIL-Reifen ist ein Oldtimer, die heutigen Radialreifen sind ihm da sicher weit überlegen. Trotzdem bin ich mit diesem Reifen sehr zufrieden - er hat sich gerade ich Schlammpassagen immer tapfer durchgebaggert. Bei der Auslegung des Profils auch nicht verwunderlich. Nachteile (mal abgesehen davon, dass er kaum verfügbar ist) sind für mich, dass er ein Schlauchreifen ist, der zwar enorm stabil gegenüber Verletzungen ist, aber selbst bei geringstem Luftdruck immernoch so stabil ist, dass er kaum nachgiebt. Im Sand gewiss nicht der Renner (obwohl ich eine und lralfi etliche Tunesienreisen damit erfolgreich bestritten haben) und in der Flusssituation aus meinem Reisebeitrag hat er fleißig gegraben, aber nicht sonderlich zum Vorwärtstrieb beigetragen. Hier hätte sich ein moderner Reifen mit 0,8 bar sicher ganz anders verhalten. Der Abrieb ist auch nicht ohne; mehr als 20.000 km sind kaum rauszuholen. Dann kann man nochmals nachschneiden... Lorenz hat sich in irgendeinem Beitrag die Mühe gemacht, einzelne Reifen aus der Praxis heraus in direktem Vergleich gegeneinander aufzustellen. Leider finde ich den Beitrag gerade nicht.

@ Kawahans

Muskelkater? Was soll ich da sagen? Es gibt einfach Situationen, wo man so unter Strom steht, dass man Kälte, Verletzungen, Mücken, Hunger etc. überhaupt nicht mehr wahrnimmt. Die Erschöpfung meldet sich dann, wenn man wieder in Sicherheit ist - oder sich zumindest sicher fühlt. Man ahnt ja nicht, dass das nächste Abenteuer wieder kurz bevor steht...
Zuletzt geändert von Peter Lustig am Di Okt 13, 2009 10:47, insgesamt 1-mal geändert.
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Bluepinz
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Beitrag von Bluepinz »

Peter

Toller Beitrag. Falls ich mal nach Polen mag komme ich auf Dich zu.

Liebe Grüsse
Fabian
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